16 Tage: BHI drängt auf gendergerechte Zukunft
Die BHI hat ihre Kampagne im Rahmen der 16 Aktionstage der Gewerkschaften gegen geschlechtsspezifische Gewalt mit einem beachtenswerten internationalen Webinar am 10. Dezember abgeschlossen, das sich um die Frage drehte, wie eine gendergerechte Welt erreicht werden kann; der 10. Dezember ist der Internationale Tag der Menschenrechte.
Die Online-Veranstaltung war die siebte und letzte Ausgabe der BHI-Webinarreihe „Stimmen der Arbeitnehmer“ in diesem Jahr. Es wurde thematisiert, vor welchen Problemen bzw. Herausforderungen die Arbeitnehmerinnen in der Bauindustrie, Holz- und Forstwirtschaft stehen, dass sie immer stärker von wirtschaftlichen Schocks gefährdet sind und wie Gewerkschaften in diesem Zusammenhang agieren können, um diese Branche in sichere Räume für Geschlechtergerechtigkeit und Befähigung (Empowerment) zu verwandeln. Darüber hinaus wurde über die alarmierende Zunahme von Gewalt gegen Frauen während der Corona-Pandemie gesprochen.
Während der Diskussionen gaben die Teilnehmer zu, dass viele Gewerkschaften diesen starken Anstieg der geschlechtsspezifischen Gewalt nicht vorhergesehen hatten und nicht gut genug vorbereitet waren, um mit dieser Krise umzugehen. Mit Hilfe der BHI und einem weltweiten System der solidarischen Unterstützung konnten die Gewerkschaften jedoch bei Fällen von Gewalt und Belästigung gegen Frauen reagieren, indem sie ein System für die Unterstützung der Überlebenden entwickelten, die Opfer vor Gericht vertreten und die Sensibilisierung innerhalb der Gewerkschaften noch verstärken, damit die Gleichstellung von Männern und Frauen dort befördert wird.
Diese Erfahrung machten die Gewerkschaften Unión Obrera Ladrillera de la República Argentina (UOLRA, Argentinien) und die Union of Construction Workers of Nigeria (CCESSA, Nigeria). Die UOLRA-Referentin für innere Angelegenheiten, Ana Lemos, berichtete, wie ihre Gewerkschaft sich über das Konzept „Das Werk, das Zuhause“ um die Familien der Mitglieder kümmert und so versucht, für Frauen und Kinder ein Umfeld der Sicherheit und Fürsorge zu gestalten. Lisa Zanatta, die bei der CFMEU (Gewerkschaft für die Bauindustrie, Forstwirtschaft, Bergbau und Energie) für Arbeitnehmerinnenthemen zuständig ist, berichtete ihrerseits, dass die Gewerkschaft gerade dabei ist, zu gewährleisten, dass Firmen Audits und Pläne für die Gleichstellung von Männern und Frauen umsetzen. Sie sagte, die Pandemie habe zu der Erkenntnis geführt, dass mehr Maßnahmen erforderlich sind, um den Arbeitnehmerinnen in der Baubranche zu helfen.
BHI-Generalsekretär Ambet Yuson betonte, dass die BHI den Arbeitnehmerinnen dadurch gut helfen konnte, dass sie das Genderthema in den Mittelpunkt ihrer Covid-19-Erklärung gestellt hat. „Die BHI war in der Lage, sogar bereits in der Anfangsphase der Pandemie die Gender-Initiativen der Mitgliedsverbände zu unterstützen, da wir mit unseren weiblichen Mitgliedern umfassend beraten haben, wie wir die Genderthemen und unsere Forderungen in den Maßnahmen der Covid-19-Erklärung definieren“, fügte er hinzu.
Renate Wapenhensch von der IG BAU (Deutschland) bestätigte dies und beschrieb, wie das Frauennetzwerk der IG BAU sich für die Gleichstellung der Geschlechter und Befähigung (Empowerment) einsetzt, indem es auf dem Verhandlungsrecht an der Arbeitsstätte besteht.
Darüber hinaus wurde lange über Möglichkeiten diskutiert, wie man Kampagnenstrategien weiter stärken kann und wie mehr Länder dazu gebracht werden können, das Übereinkommen Nr. 190 über Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zu ratifizieren. Marieke Koning vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) sagte, dass die Schulungen ihrer Organisation darauf abzielen, so viele Gewerkschafter wie möglich darüber zu informieren und dafür zu sensibilisieren, welche Vorteile das ILO-Übereinkommen Nr. 190 hat und wie es als Leitplanke bei der Erarbeitung von Gewerkschaftsstrategien und der Umsetzung von betrieblicher Praxis genutzt werden kann.
Auch die Gewerkschaft Bustamante Industrial Trade Union (BITU-Jamaika), der Verband Korean Federation of Construction Industry Trade Unions (KFCITU) und Mitgliedsverbände aus Lateinamerika, der Karibik und Afrika berichteten über ihre Arbeit für die Ratifizierung des ILO-Übereinkommens Nr. 190. Gewerkschafter aus Jamaika und Südkorea organisierten erfolgreich Foren für verschiedene Interessensvertreter, um in ihren jeweiligen Ländern für das Übereinkommen zu werben, während Gewerkschafter aus Lateinamerika/Karibik und Afrika an Schulungen des IGB teilgenommen hatten.
Die Vorsitzende des internationalen Frauenausschusses der BHI, Rita Schiavi, betonte gegenüber den Teilnehmern einmal mehr, wie wichtig es ist, mehr Länder zur Ratifizierung des Übereinkommens zu bewegen. „In diesem Jahr haben sich Uruguay, Fidschi, Namibia und Argentinien voll und ganz dem ILO-Übereinkommen Nr. 190 verpflichtet. Doch um die Bedeutung des Übereinkommens hervorzuheben, müssen es noch mehr Länder sein, besonders wenn es nächstes Jahr in Kraft tritt. Das Übereinkommen wird in vielen Ländern der erste Schritt zu einer stärker gender-orientierten Politik sein. Für 2021 ist es wichtig, dass wir unseren Einsatz für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen über die 16-tägige Kampagne im nächsten Jahr hinaus weiterführen. Führen wir diese Arbeit im gesamten nächsten Jahr weiter“, sagte sie.
Bei diesem Webinar hatten außerdem Gewerkschaften aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa die Gelegenheit, ihre kreativen digitalen Kampagnen zu Genderthemen vorzustellen. Darunter war auch die innovative TikTok-Kampagne des Verbands der Bau- und Holzarbeiter von Myanmar (BWFM), im Rahmen derer junge Menschen kurze Videos einsenden sollten, in denen die geschlechtsspezifische Gewalt thematisiert wird, der Arbeitnehmerinnen ausgesetzt sind.
Zuletzt wurde auch der wichtige Beitrag der CFMEU zur 16-tägigen BHI-Kampagne gewürdigt. Die Gewerkschaft war für die künstlerische Gestaltung der BHI-Kampagne „Sicher zu Hause. Sicher bei der Arbeit.“ verantwortlich, die weltweit Verbreitung fand und von vielen nationalen Gewerkschaften verwendet wurde.