16 Tage: Frauen von Lohnverlusten durch Covid-19 am härtesten getroffen

Arbeitnehmerinnen haben aufgrund der Reaktionen der Arbeitgeber auf die Corona-Pandemie größere Lohnverluste erlitten als ihre männlichen Kollegen. So lautet die Schlussfolgerung des jüngsten Global Wage Report (Weltlohnbericht) der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), in dem der Rückgang der monatlichen Löhne weltweit in den ersten sechs Monaten des Jahres 2020 detailliert erfasst ist, als die Pandemie sich auszubreiten begann.

Dem Bericht zufolge legen Schätzungen auf Grundlage von Stichproben aus 28 europäischen Ländern dar, dass Arbeitnehmerinnen ohne Lohnzuschüsse im zweiten Quartal 2020 einen Lohnverlust von 8,1 Prozent erfahren hätten, im Vergleich zu 5,4 Prozent bei den Männern. Diese Kluft liegt eher an verringerten Arbeitszeiten und weniger an der Anzahl der Entlassungen. Der ILO zufolge liegt der Lohnverlust aufgrund der geringeren Arbeitsstunden bei 6,9 Prozent für Arbeitnehmerinnen und 4,7 Prozent für Arbeitnehmer.  

BHI-Generalsekretär Ambet Yuson äußerte sich zu der Tatsache, dass der Bericht im Zeitraum der 16-tägigen weltweiten Kampagne zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen veröffentlicht wurde: „Der Bericht zeigt, dass die Auswirkungen der Reaktionen auf die Corona-Pandemie auf Löhne und Arbeitsbedingungen weitreichend und keineswegs genderneutral waren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dies ein wesentlicher Faktor war, der zum Anstieg der häuslichen Gewalt während der Pandemie geführt hat, als die Familien die Hauptlast an finanziellem Stress und Not tragen mussten.“

Aus dem Bericht geht zudem hervor, dass diejenigen Arbeitnehmer, die einer Arbeit nachgehen, bei der nur eine geringere Qualifizierung erforderlich ist, mehr Arbeitsstunden verloren haben als die Arbeitnehmer in leitenden Positionen und höheren Berufsständen. Auf Grundlage von Daten aus den 28 europäischen Ländern hätten die 50 Prozent derjenigen Arbeitnehmer mit den niedrigsten Löhnen etwa 17,3 Prozent ihrer Löhne verloren, wenn sie keine vorübergehenden Hilfen erhalten hätten.

Weltweit erhalten Schätzungen zufolge 327 Millionen Lohnempfänger maximal den zutreffenden Mindestlohn pro Stunde. Diese Zahl umfasst 19 Prozent aller Lohnempfänger und schließt 152 Millionen Frauen ein.  

Die BHI berichtete von ihrem Mitgliedsverband in Peru, locked horns dass Faber-Castell Peruana S.A. 206 Arbeiter entlassen habe, davon 80 Frauen. In Indien fordert der Verband der selbstständig tätigen Frauen (SEWA), der 1,7 Mio. Mitglieder hat, von der Regierung, dass diese allen Familien von informell Beschäftigten eine Unterstützung des Einkommens gewährt  die meisten dieser Beschäftigten sind Frauen.  

Währenddessen ist in Europa der regionale Frauenausschuss der BHI (ERWC) mit Kampagnen  zum Lohngefälle und der von Frauen verrichteten unbezahlten Arbeit aktiv. Mit Blick auf Aussagen der Europäischen Kommission erläuterte der Ausschuss, dass das Lohngefälle in der Region durchschnittlich etwa 16 Prozent beträgt; die größte Kluft findet sich in Estland (22,7 Prozent) und die geringste in Rumänien (3 Prozent).

Für Millionen Arbeitnehmer, insbesondere Frauen, sind geringe Löhne seit Jahrzehnten traurige Normalität, so Ambet Yuson. Er wies darauf hin, dass es sich hierbei um ein grundlegendes Problem handelt, da es keine gute, menschenwürdige Arbeit ohne menschenwürdigen Lohn geben kann.  

„Was wir hier als Resultat der Corona-Pandemie sehen, ist die Tatsache, dass die Flexibilität des Arbeitsmarktes es den Arbeitgebern erlaubt, ihre Profite auf Kosten der Arbeitnehmer zu verteidigen; dies gilt besonders für Konzerne. Das Konzept der „Flexicurity“ gefährdet die Beschäftigten, es hat Millionen Arbeitnehmer im Stich gelassen, die Arbeitsplatzunsicherheit, Einkommensverluste und Arbeitsplatzverlust erleben“, fügte Yuson hinzu.  

Während die zweite Covid-19-Welle weltweit spürbar wird, wiederholte Yuson die Forderungen, die sich in der Erklärung der BHI zu Covid-19 finden, die im Mai 2020 vom Weltvorstand verabschiedet worden war. „Solange wir es mit der Pandemie zu tun haben, werden unsere Gewerkschaften dafür kämpfen, die Regierungen und Arbeitgeber davon zu überzeugen, Bestimmungen für bezahlte Abwesenheitstage aufgrund einer ansteckenden Krankheit festzulegen und allen Arbeitnehmern, unabhängig von ihrem Beschäftigungsstatus, Löhne und Arbeitsplatzsicherheit zu garantieren. Darüber hinaus werden wir uns auch weiterhin für Sozialschutz, Arbeitslosenunterstützung sowie Unterstützung für Beschäftigung und Einkommenszuschüsse einsetzen, jetzt erst recht.“