Arbeitnehmer bei IKEA in Polen fordern faire Löhne
Das IKEA-Geschichtenmobil der BHI („Caravan of Stories“) ist eine Kampagne, die es IKEA-Beschäftigten in verschiedenen Ländern ermöglicht, untereinander ihre Erfahrungen auszutauschen und über ihr Berufsleben zu berichten — zuletzt war es in Polen. In einem Industriewerk in Zbaszynek stellen 3.400 Arbeitnehmer Möbel für IKEA her. Diese Beschäftigten sind in zwei Gewerkschaften organisiert, Budowlani und Solidarnosc, wobei letztere auch unter den IKEA-Arbeitnehmern im Einzelhandel gewerkschaftliche Aufbauarbeit leistet.
Die Gewerkschaften berichten, dass die Arbeitnehmer ihre niedrigen Löhne beklagen. „Vor 20 Jahren wollten fast alle für IKEA arbeiten, weil die Löhne 20 % über dem Durchschnittslohn in der Region lagen. Doch inzwischen fallen die Löhne und Gehälter in die niedrigste Kategorie. Selbst die Lohnerhöhung reicht nicht. Dieses Jahr hatte das Unternehmen nur eine 1-prozentige Lohnerhöhung für die Beschäftigten im Einzelhandel unterbreitet, im Vergleich zu einer Inflationsrate, die bei 4 % liegt und einer 7-prozentigen Erhöhung des Mindestlohns in der Region“, erzählt einer der Arbeitnehmer.
Die Beschäftigten in den IKEA-Werken berichten zudem von hoher Stressbelastung durch die Arbeit; dies ist eines ihrer wichtigsten Anliegen. Sie sagten, das Unternehmen habe drei Acht-Stunden-Schichten: die Morgenschicht (6:00-14:00 Uhr), die Abendschicht (14:00-22:00 Uhr) und die Nachtschicht (22:00-6:00 Uhr). Die Arbeitszeit umfasst eine Pause von 30 Minuten.
„Unsere Arbeitsbelastung ist hoch. Wir stellen im Vergleich zur Situation vor acht Monaten mehr her, doch unsere Löhne sind gleich geblieben. Auch die Anzahl der Beschäftigten ist im Grunde gleich, trotz der höheren Arbeitsanforderungen“, klagten die Arbeitnehmer.
Ein weiterer Anlass zur Sorge sind die mangelhaften Möglichkeiten, an den Arbeitsplatz zu gelangen. Die Arbeitnehmer berichten, dass von Unternehmensseite kein Shuttle zur Arbeit oder zurück nach Hause bereitgestellt wird. Sie erläuterten, dass das Werk sich außerhalb der Stadt befindet, in der viele von ihnen wohnen, und dass der öffentliche Nahverkehr für die Beschäftigten ein Problem darstellt.
Während die Arbeitnehmer einige Verbesserungen bei ihren Arbeitsbedingungen bestätigten, so sagten sie dazu, dass diese durch Aktionen und Interventionen ihrer Gewerkschaft zustande gekommen sind. „Es gab in den letzten vier Jahren Verbesserungen, weil unsere Gewerkschaften unsere Forderungen beharrlich vorgebracht haben. Wir dürfen 30 Minuten Pause machen, haben einen einmonatigen Referenzzeitraum, Boni und Renten, weil unsere Gewerkschaften sich für uns eingesetzt haben. Wir konnten sogar dank unserer Gewerkschaften zu Beginn der Pandemie über 300 Arbeitsplätze retten“, sagten die Arbeitnehmer.
Sowohl die IKEA-Beschäftigten in den Werken als auch diejenigen im Einzelhandel berichteten, dass sie ihrer jeweiligen Gewerkschaft beigetreten sind, weil sie ihre Arbeitsbedingungen verbessern und den Kollegen dabei helfen wollten, Probleme zu lösen, die mit ihrer Beschäftigung zusammenhängen.
„Wir fühlen uns als Gewerkschaftsmitglieder stärker und haben mehr Selbstvertrauen, unsere Forderungen vorzubringen. Nun sind wir bereit, die Verhandlungen und eine Kampagne zu beginnen, um für unsere jährliche Lohnerhöhung zu kämpfen. Wir hoffen, dass unsere Bemühungen zu gerechteren Löhnen führen werden“, schlossen die Arbeitnehmer.