BHI mit Studienbesuch zu Digitalisierung und Arbeitsgestaltung in Deutschland

BHI mit Studienbesuch zu Digitalisierung und Arbeitsgestaltung in Deutschland 


In Zusammenarbeit mit der IG Metall hat die BHI einen zweitägigen Study Visit durchgeführt, der am 31. März und 1. April an der Lern- und Forschungsfabrik der Ruhr-Universität Bochum in Deutschland auf die Themenbereiche Digitalisierung und Arbeitsgestaltung ausgerichtet war.  


Dieser Studienbesuch, der außerdem von der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) unterstützt wurde, soll zur Entwicklung von Vorschlägen und Konzepten führen, wie die Digitalisierung positiv genutzt werden kann, um gegen Lohn- und Sozialdumping vorzugehen und transparente Arbeitszeiterfassung sowie den Schutz der Arbeitnehmerrechte zu fördern. Außerdem soll dadurch eine Möglichkeit eröffnet werden, sich über bestehende Arbeit und Initiativen in diesem Bereich auszutauschen und sich die Digitalisierung zunutze zu machen, um Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen und zu fördern. 


An diesem Study Visit nahmen 18 Mitglieder der technischen Ad-Hoc-Arbeitsgruppe der BHI zur Zukunft der Arbeit teil, ebenso wie nationale und lokale Gewerkschaftsführer und Experten aus Österreich, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Kenia, Malaysia und der Türkei. Von der Ruhr-Universität, IG Metall und BHI nahmen außerdem Fachleute, Förderer und Beauftragte für gewerkschaftliche Aufbauarbeit an der Initiative teil.  


Die Teilnehmer erhielten Informationen über das Projekt „Arbeit und Innovation“ der IG Metall sowie den entsprechenden Ansatz bei der Gestaltung der 4. industriellen Revolution zu den Bedingungen der Arbeitnehmer. Zudem wurden die technologiezentrierten Bedürfnisse der Arbeitgeber diskutiert, etwa künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge, Assistenzsysteme, Robotik und Softwareplattformen sowie die Frage, wie man diese mit den Anforderungen der Betriebsräte in Einklang bringen kann, die sich auf die Arbeitsgestaltung konzentrieren, unter anderem auf die Frage der Beschäftigung, Organisation der Arbeit, Qualifizierung und Datensicherheit.  


Die Teilnehmenden sprachen über Möglichkeiten, wie Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaftsvertreter zu integralen Akteuren bei den Veränderungen werden können, die mit der Digitalisierung einhergehen, wie etwa die Transformation von Aufgaben, Arbeitsplätzen und Produktionsverfahren. Sie sagten, diese Veränderungen werden tiefgreifende Auswirkungen für Arbeitnehmer und Gewerkschaften haben, die nun versuchen, passende Antworten und Alternativen zu finden.


Um die Überlegungen der Teilnehmer und die Gestaltung von Arbeitsprozessen zu unterstützen, wurden in der Lern- und Forschungsfabrik praktische Übungen und gegenseitige Bewertungen angeboten. Zum Programm gehörte ebenfalls eine Werksführung beim Küchenhersteller Nolte Küchen GmbH & Co. KG, um den Teilnehmern einen Eindruck von der tatsächlichen Anwendung neuer Technologien, Roboter und Assistenzsysteme in der Produktion zu vermitteln. Der Betriebsrat und die Unternehmensspitze erläuterten, wie die Einführung neuer Technologien (Roboter und Assistenzsysteme) zu einer Beschäftigungssteigerung geführt haben, sogar inmitten der Corona-Pandemie. Es wurde gesagt, dass dies der Firma ermöglicht habe, auf einem stark umkämpften Markt noch besser auf die Anforderungen ihrer Kunden zu reagieren. Zudem wurde der soziale Dialog bei hoher Gewerkschaftsdichte betont, ebenso wie die guten Arbeitsschutznormen und die lebendigen Tarifverhandlungen mit der IG Metall, die einen wichtigen Beitrag zur besseren Regulierung der Arbeitszeit geleistet haben.

 

„Die BHI sieht die Digitalisierung als eine positive Entwicklung, wenn sie zu nachhaltigeren Produktionsverfahren sowie neuen Weiterbildungs- und Beschäftigungschancen führt, besonders für junge Beschäftigte und Frauen, und wenn sie zu mehr Sicherheit an den Arbeitsstätten führt. Für die Arbeitnehmer könnte sie eine Reduzierung der Arbeitszeit bedeuten, eine gesteigerte Produktivität und bessere Löhne sowie mehr Zeit für die Familie. Damit dies allerdings Realität wird, muss die Zukunft der Arbeit direkt den Arbeitnehmern zugute kommen. Die Gewerkschaftsvertreter müssen das notwendige Wissen und die Kompetenzen haben, die technologischen Veränderungen proaktiv mitzugestalten und die Bestimmungen von Tarifverträgen mit Blick auf Weiterbildungen und andere Leistungen zu verhandeln und umzusetzen“, sagte BHI-Generalsekretär Ambet Yuson. 


„Der Studienbesuch bei der Lern- und Forschungsfabrik in Bochum war eine wahre Inspirationsquelle für die Teilnehmenden, die gesehen haben, wie Gewerkschaften mit Universitäten, Wirtschaftsakteuren und Regierungen zusammenarbeiten können, um die Arbeitnehmervertreter auf die Zukunft der Arbeit vorzubereiten. Wir danken der IG Metall für diese ausgezeichnete Erfahrung und für ihren positiven Beitrag. Unsere Mitgliedsverbände werden die Erkenntnisse aus diesem Study Visit in ihre weitere Arbeit für Fortschritte in diesem Bereich einbringen“, sagte Josef Muchitsch, der Vorsitzende der Ad-Hoc-Arbeitsgruppe zur Zukunft der Arbeit bei der BHI.  


Die Reise fand mit einem Besuch im Regionalbüro der IG Metall Ruhrgebiet Mitte im Jahrhunderthaus ihren Abschluss. Dieser Besuch erfolgte auf Einladung von Volker Strehl, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Ruhrgebiet Mitte, und Christian Iwanowski, Mitglied der Verhandlungskommission der IG Metall Nordrhein-Westfalen (NRW). Die Teilnehmenden erhielten Informationen über die Aktivitäten der IG Metall Ruhrgebiet Mitte, wo die Gewerkschaft Mitglieder in 216 Unternehmen hat, darunter auch in der Holz- und Möbelindustrie. Durch den Studienbesuch konnten die teilnehmenden BHI-Mitgliedsverbände wichtige Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Gewerkschaften ihre Lobbyarbeit und Verhandlungen für bessere Arbeitsbedingungen, mehr Weiterbildungen und mehr Beschäftigungschancen effizienter machen können. Dieses Wissen wird zusammengetragen und präsentiert, damit es in den neuen Strategieplan der BHI aufgenommen werden kann, der beim 5. Weltkongress der globalen Gewerkschaftsföderation verabschiedet wird.