Frankreich: Die Arbeiten in der Baubranche sind aufgrund von Covid-19 zum Erliegen gekommen.

19 March 2020 12:56


Den letzten Informationen der französischen BHI-Mitgliedsverbände zufolge gibt es aktuell 9.134 bestätigte Fälle von Covid-19; es werden 931 Personen in Krankenhäusern behandelt und es gab bisher 264 Todesfälle. Seit Dienstag, dem 17. März, gilt bis zum Monatsende eine Ausgangssperre für alle „nicht notwendigen“ Tätigkeiten. Die französische Regierung setzt die Quarantäne mit strikten Kontrollen durch. Wann immer jemand das Haus verlässt, muss schriftlich die Notwendigkeit bestätigt werden. Die Polizei soll die Einhaltung der Ausgangssperre überwachen und hat zum gestrigen Tag 4.095 Bußgelder à 135 Euro verhängt.

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Vor diesem Hintergrund hat die Baubranche auf eine vorübergehende Stilllegung aller Baustellen und die Ausgangssperre für die dortigen Beschäftigten gedrängt. Die BHI-Mitgliedsverbände berichten, dass vor einigen Tagen die Baustellen begonnen haben, zu schließen. Auf der Baustelle von Notre-Dame-de-Paris stoppte das Großbauprojekt am 17. März. Diese Baustelle steht auch in Zusammenhang mit dem Infrastrukturprojekt Grand-Paris-Express, im Rahmen dessen 11 Kilometer Tunnel und vier neue Metrostationen gebaut werden; hier sind Eiffage und Salini Impregilo in Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2024 beteiligt. Doch für Unternehmen wie Eiffage und Vinci gehen die Bauarbeiten an Straßenbauprojekten weiter. Eiffage berichtet, dass einige Maßnahmen eingeführt wurden, etwa ein rotierendes Schichtsystem, so dass der Schichtwechsel ohne Überlappung und zu viel Kontakt stattfinden kann.

Die BHI-Mitgliedsverbände berichten ebenso, dass Schutzmaßnahmen auf den Baustellen nicht streng umgesetzt werden; so werden insbesondere Atemschutzmasken nicht durchgehend verwendet und die Regeln zum kontaktarmen Umgang miteinander nicht angemessen beachtet.  

Der Regierung zufolge wird es für Verzögerungen von Bauprojekten keine Strafen geben. Sie kündigte an, dass Unternehmen von Steuererleichterungsmaßnahmen profitieren sollen, etwa die Stundung von im März 2020 fälligen Beiträgen und Steuern ohne Rechtfertigung, Formalitäten oder Strafen.  

Außerdem ließ die Regierung verlauten, dass sie einen Solidaritätsfonds in Höhe von 1 Mrd. Euro einrichtet, um kleineren Firmen mit einem Umsatz von unter 1 Mio. Euro zu helfen. Dieser Fonds ist für Unternehmen vorgesehen, die zwischen März 2019 und März 2020 einen Umsatzrückgang von 70 Prozent zu verzeichnen hatten. Für die großen Unternehmen wird vorgesehen, alle notwendigen Schritte zu ergreifen, um sie zu retten, einschließlich einer möglichen Verstaatlichung. 

Auch die Kurzarbeit wurde erleichtert. Die Arbeitnehmer erhalten 84 Prozent ihres Nettolohns. Die Gewerkschaften fordern jedoch auch, dass dies keinen Einfluss auf den bezahlten Urlaub und den Freizeitausgleich haben solle.

Heute Morgen äußerte der Arbeitsminister Kritik an der völligen Stilllegung der öffentlichen Arbeiten. Es wurden viele Stimmen laut, die anmerkten, dass die Regierung nicht willens sei, zu viel für Kurzarbeiterunterstützung auszugeben.