Die BHI im Gespräch: Klimawandel und ein gerechter Strukturwandel für die Arbeitnehmer (Arbeitstitel)

 
 
In dieser aktuellen Episode aus der Reihe „Die BHI im Gespräch“ spricht BHI-Generalsekretär Ambet Yuson mit MANWU-Generalsekretärin Justina Jonas (Namibia) und BAT-Kartellet-Generalsekretär Gunde Odgaard über die zentrale Aufgabe, die CO2-Emissionen weltweit zu senken, um der Klimakrise zu begegnen und parallel einen notwendigen gerechten Strukturwandel für die Arbeitnehmer zu gewährleisten, der menschenwürdige Arbeit, Existenzeinkommen, die Gleichstellung von Männern und Frauen sowie gesundheitskonforme und sichere Arbeitsstätten bietet.


Videoskript


07:21 Ambet: Hallo und herzlich willkommen. Heute stehen die Klimagespräche im Mittelpunkt, die seit Ende Oktober laufen. Wie Regierungen und Konzerne auf die Klimakrise reagieren, wird von den Entscheidungen der COP26 abhängen. Daher müssen wir dort auch unsere Bedenken und Anliegen hinsichtlich der schwerwiegenden Klimafolgen vorbringen.

07:50 Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass es einer festen Verpflichtung bedarf, die Kohlenstoffemissionen zu senken, Klimafinanzierung für Entwicklungsländer verfügbar zu machen und einen gerechten Strukturwandel zu gewährleisten.

08:08 Wir müssen Teil der kreativen Energie sein und eine Zukunft visualisieren und aufbauen, die für alle gut ist. Heute sprechen wir mit zwei wichtigen Gewerkschaftsführern aus unseren Reihen. Reden wir also über die Klimakrise und ihre Auswirkungen auf die Bauschaffenden auf der ganzen Welt.

08:36 Zuerst möchte ich die Generalsekretärin der Baugewerkschaft MANWU in Namibia begrüßen, Justina Jonas. Justina, vielen Dank, dass Sie heute hier sind. Könnten Sie uns Ihre Sicht auf den Klimawandel und die Rolle der Gewerkschaften beim Aufbau einer sauberen und grüneren Bauumgebung beschreiben, von der alle Arbeitnehmer profitieren können?

Justina: Vielen Dank, Ambet, für die Einladung zu dieser wichtigen Diskussion. Ja, von der Klimakrise werden wir alle betroffen sein, aber für die Menschen in Afrika ist sie am verheerendsten, denn sie werden am meisten bezahlen müssen, und zwar für ein Problem, das sie selbst nicht verursacht haben. Als Baugewerkschaften können wir unseren Kampf zu einem großen Teil proaktiv gestalten, indem wir sauberes Bauen definieren und darlegen, wie es auf die Entwicklung der bebauten Umgebung angewendet werden kann, so dass soziale Bedarfe, Risikominderung und lokale Anpassung an die Klimakrise berücksichtigt sind.

09:58 Es wird keine saubere Bauindustrie geben, ohne dass die Gewerkschaften eingebunden werden. Wir brauchen eine Veränderung der Branche, aber die gibt es nur, wenn die Arbeitnehmer Teil des Wandels sind. Gewerkschaften müssen Teil der Lösung sein, und wir als BHI sollten uns für eine grünere öffentliche Infrastruktur der Zukunft einsetzen, bei der die Bedürfnisse der Menschen und eine stärkere Resilienz der Städte bedacht sind.

10:39 Ambet: Danke, Justina. Als zweiten Gesprächspartner begrüße ich Gunde Odgaard, den Generalsekretär von BAT Kartellet, der die Baugewerkschaften in Dänemark vertritt. Gunde, wie sehen Sie die Situation?

10:58 Gunde: Vielen Dank, Ambet und Justina. Justina, ich stimme Ihnen voll und ganz zu. Ich komme aus einem Teil der Welt, wo der grüne Strukturwandel bereits umgesetzt wird. Es sind bereits Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen worden, weil bestehende Gebäude modernisiert werden und unsere Gesellschaft mehr Energieeffizienz lebt. Es werden auf nationaler und EU-Ebene große Programme gestartet, unter anderem der große Plan für energetische Sanierungen.

11:30 Das heißt, dass in Zukunft noch viele weitere Arbeitsplätze entlang der gesamten Wertschöpfungskette in unseren Branchen entstehen, aber wir als Gewerkschaften müssen dafür sorgen, dass sie auch menschenwürdig und sicher sind.

11:49 Wir müssen darauf drängen, dass die saubere Bauindustrie und nachhaltiges Bauen auch Beschäftigung für Gruppen bringt, die vorher marginalisiert waren und prekäre, unsichere und unbeständige Arbeit hatten. Wir wollen Beschäftigung fördern, die sicherer und qualifizierter ist, und wir wollen das gesamte Konzept der Nachhaltigkeit dafür heranziehen; es gab vermutlich nie einen besseren Zeitpunkt, diese Ziele zu erreichen, als heute. Vielen Dank.

12:29 Ambet: Danke, Gunde. Danke, Justina. Es stimmt, dass Gewerkschaften eine sehr deutliche und klar umrissene Agenda und genau definierte Rolle bei der Reaktion auf und Anpassung an die Klimakrise spielen.

12:46 Gunde, was sollten Gewerkschaften tun, um sich dieser Bewegung für das Klima anzuschließen?

12:55 Gunde: Nun, zuallererst sollten sie aktiv werden. In meiner Heimat Dänemark sind gewerkschaftliche Einbindung und Konsultationen mit den Akteuren bei der Unterstützung für und Formulierung von Maßnahmen schon recht weit verbreitet, etwa in Beratungsgremien der Regierung.

13:17 Viele meiner Kollegen engagieren sich bei Stadtverwaltungen, Bürgermeistern und den kommunalen Klimaplänen, ebenso wie viele Kollegen in anderen Ländern. Daher denke ich, der größte Schritt für einen gerechten Strukturwandel besteht im Grunde darin, aktiv zu werden und nicht darauf zu warten, dass irgendjemand auf Sie zukommt. Schließen Sie sich einfach irgendwo an. Treten Sie an ihren Bürgermeister oder politischen Vertreter heran, an ihre Regierung oder die Verantwortlichen für entsprechende Aktionen und beteiligen Sie sich.

13:56 Mit ziemlicher Sicherheit müssen wir auch dringend dafür sorgen, dass Bauschaffende und andere Arbeitnehmer die notwendigen Kompetenzen haben, um zukünftige Anforderungen erfüllen zu können. Das können auch digitale Kompetenzen sein, und unsere wichtigste Aufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass unsere Mitglieder für die neue Arbeit bereit sind.

14:23 Werden Sie also aktiv, steigen Sie in den Ring, schließen Sie sich sozusagen der Truppe an. Der Kampf ist bereits in vollem Gange, und wenn wir uns nicht selbst einbringen, wird uns niemand dazu einladen. Der Zug ist bereits losgefahren und nun müssen wir aufspringen.

14:38 Ambet: Danke, Gunde. Justina, wie sehen Sie die Arbeit der Gewerkschaften im Globalen Süden hinsichtlich eines gerechten Strukturwandels im Bausektor?

14:53 Justina: Vielen Dank, Ambet. Ich stimme Gunde ebenfalls voll und ganz zu. Meiner Meinung nach müssen wir als Gewerkschaften den klaren Fokus auf menschenwürdige Arbeit beibehalten und auf Beschäftigung drängen, die sicherer und qualifizierter ist; hierfür muss es bessere Planung und mehr Bauprojekte geben, die sich dem sauberen Bauen bzw. einer grüneren bebauten Umgebung verpflichten.

15:20 Ich denke auch, dass unsere Gewerkschaften im Globalen Süden mit den Gewerkschaften im Globalen Norden zusammenarbeiten müssen, um sicherzustellen, dass auch bei der internationalen Finanzierung der Entwicklungshilfe und Förderung von Klimaaktionen in Entwicklungsländern die bebaute Umgebung an die Bedürfnisse der Menschen vor Ort angepasst wird.

24:56 Ambet: Sie haben beide sehr wichtige Aspekte genannt, die uns leiten, während wir unsere Maßnahmen für eine bauliche Umwelt definieren, die sauberer und umweltorientierter sein soll. Vielen Dank, Justina und Gunde, für die führende Rolle, die Sie dabei übernehmen. Sie treiben beide das Thema der Klimakrise innerhalb der BHI und in den Baugewerkschaften auf der ganzen Welt voran.

24:56 Es ist wirklich an der Zeit, auf einen radikalen Wandel in der Bauindustrie zu drängen. Es ist Zeit, zu handeln. Wir müssen alle unseren Teil dazu beitragen, auf die Klimakrise zu reagieren und eine „grünere“ Zukunft für uns alle aufzubauen.