Gewerkschaften in Indien starten digitale Kampagnen am Beginn der 16 Tage gegen geschlechtsspezifische Gewalt
Als Reaktion auf die steigende Anzahl von Fällen von Gewalt gegen Frauen sowie die zunehmende Gefährdung von Arbeitnehmerinnen inmitten einer Pandemie hat die BHI, in Zusammenarbeit mit der FES, für indische Gewerkschaften Schulungen zur Sensibilisierung für geschlechtsspezifische Gewalt organisiert; mit ihrer Hilfe wurden die digitalen Kampagnen anlässlich der 16 Aktionstage gegen geschlechtsspezifische Gewalt geplant.
Diese Schulungen hatten zum Ziel, den Gewerkschafter/-innen mehr Wissen über Gewalt gegenüber Frauen in all ihren Formen und mit all ihren Auswirkungen zu vermitteln, ihre Kompetenzen in dieser Hinsicht zu stärken und die Kampagnenstrategien zu festigen. Zudem wurde über den aktuellen Rechtsrahmen in Indien hinsichtlich der geschlechtsspezifischen Gewalt gesprochen, ebenso wie über das Übereinkommen Nr. 190 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).
An den Schulungen nahmen 20 Gewerkschafter (10 Männer und 10 Frauen) teil, die zehn BHI-Mitgliedsverbände aus neun großen indischen Bundesstaaten vertraten; die Leitung der Fortbildung lag in den Händen von Experten für Genderthemen und digitale Kampagnen. Die Teilnehmer/-innen erstellten Aktionspläne für die 16 Aktionstage, unter anderem mit Inhalten für die sozialen Medien, Online-Interaktionen mit Arbeitnehmer/-innen, Veröffentlichungen in den Medien und Videobotschaften.
Darüber hinaus haben die Gewerkschaften auch eine Online-Petition vorbereitet, die zur Ratifizierung des ILO-Übereinkommens Nr. 190 aufruft und die gestartet wird, sobald der Rat der indischen Mitgliedsverbände sie offiziell angenommen hat. Für den 8. Dezember ist als Höhepunkt der Kampagne zudem ein Webinar geplant, das sich mit den Reaktionen von Gewerkschaftsseite auf Gewalt gegen Frauen befassen wird.
Kulwant Kaur, die Vorsitzende des nationalen Frauenausschusses im BHI-Rat der indischen Mitgliedsverbände (IAC-NWC), begrüßte die Bestrebungen der Gewerkschaften in Indien und in der Subregion Südasien, die im Rahmen der 16 Aktionstage der BHI unter dem Motto stehen: „Sicher zu Hause. Sicher bei der Arbeit.“
„Diese Kampagne muss aufrechterhalten werden, damit die von den Arbeitnehmerinnen erlebte Gewalt und Diskriminierung vollumfassend angegangen wird, mehr Sensibilisierung für Genderthemen erfolgt und damit die Gewerkschafterinnen eine Möglichkeit haben, ihre eigenen Kompetenzen zu schärfen“, fügte Kaur hinzu.
Überall auf der Welt gibt es einen massiven Anstieg der Fallzahlen von Gewalt gegen Frauen. Diese Krise, die von den Vereinten Nationen als „Schattenpandemie“ bezeichnet wurde, ist durch die Covid-19-bedingten Lockdowns in vielen Ländern noch verschärft worden, weil viele Frauen deswegen mit gewalttätigen Partnern zuhause festsaßen.
Allein in Indien berichtete die Nationale Frauenkommission (NWC) von einem 94-prozentigen Anstieg der Anzeigen von häuslicher Gewalt. Der Lockdown im Land dauerte 68 Tage (25. März - 31. Mai 2020). In dieser Zeit wurden mehr Anzeigen erstattet als im Vergleichszeitraum vor zehn Jahren.