Gewerkschaften maximieren sozialen Dialog vor dem Hintergrund von Covid-19
(File Photo: Kablin SA workers at the PUMA II project in Brazil)
Gewerkschafter von Faber-Castell und Klabin SA in Brasilien haben am 21. September über die Vorteile des sozialen Dialogs zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern gesprochen, um gemeinsame Interessen voranzubringen, besonders in Zeiten von Corona.
In einer Online-Konferenz mit dem Titel „Sozialer Dialog und Nachhaltigkeit in Zeiten von COVID-19” diskutierten 65 Teilnehmer über ihre Erfahrungen damit und tauschten sich darüber aus, wie der soziale Dialog zwischen Gewerkschaften und Unternehmensführung ihnen geholfen hat, besser auf die Pandemie zu reagieren.
Joao Francisco Andrade vom BHI-Mitgliedsverband SITICOMP de Prata nannte das Beispiel des konstruktiven sozialen Dialogs seiner Gewerkschaft mit dem Management und sagte, dies habe dazu geführt, dass strenge Corona-Verhaltensregeln zum Schutz der Arbeitnehmer an den Arbeitsstätten umgesetzt wurden. „Diese Verhaltensregeln waren immer das Ergebnis von Konsultationen mit den Arbeitnehmern“, sagte er.
Bestätigt wurde dies durch den Personalverantwortlichen von AW Faber-Castell (Brasilien), Miguel Feres, der sagte, dass es dem Unternehmen nur deswegen so erfolgreich gelungen ist, mehr Mitarbeiter einzustellen und weniger Corona-Infektionen, arbeitsbezogene Todesfälle und Arbeitsplatzverluste zu verzeichnen, weil erkannt wurde, wie wichtig es ist, gute und solide Partnerschaften mit Gewerkschaften einzugehen. „Es war möglich, weil ein permanenter sozialer Dialog zwischen Management und Gewerkschaften stattfindet“, fügte er hinzu.
Der Koordinator des internationalen Gewerkschaftsnetzwerks Faber-Castell, das Gewerkschaften in Brasilien und Peru umfasst, Flavio Moraes, berichtete detailliert über den Dialog zwischen Unternehmen und Gewerkschaft.
Auch der soziale Dialog und die Konsultationen mit den Arbeitnehmern bei Klabin SA wurden betont. Der Personal- und Projektmanager bei Klabin SA, Sales Roberto de Souza Bueno, erläuterte, wie der soziale Dialog und die Beratungen mit den Arbeitnehmern in seinem Unternehmen unnötige Konflikte und Risiken beim PUMA-II-Projekt vermindern, bei dem seinen Schätzungen zufolge in Spitzenzeiten bis zu 11.000 Arbeitnehmer beschäftigt sein werden.
Sales Bueno stellte die Politik des sozialen Dialogs im Unternehmen nicht nur für das Bauprojekt selbst, sondern auch hinsichtlich der Dienstleistungsverträge, des Einkaufs von Material und Verpflegung, Unterbringung, Transport, Freizeit und Sicherheit dar. Bueno zufolge ist das Verhindern von Arbeitskämpfen eine Investition, keine Ausgabe. Beim PUMA-II-Projekt sind der soziale Dialog sowie vorherige Konsultationen und Verhandlungen mit Vertretern der Gewerkschaften von Beginn des Projekts an im Projektmanagementmodell vorgesehen, sagte er.
Die Gewerkschaften erinnerten die Teilnehmer jedoch daran, dass der soziale Dialog nicht von allen Unternehmen anerkannt wird. Sie verwiesen auf ihre Erfahrungen mit AW Faber-Castell in Peru und auf die fehlende Kommunikation in Kolumbien. Sie sagten, die Arbeitnehmer müssen stärker auf ihre Forderung nach Institutionalisierung eines Dialogs zwischen Management und Gewerkschaft pochen.
Raimundo Ribeiro Santos Filho und Celso Domíngues Lopes, zwei Gewerkschafter von SINTRAPAV-PR bzw. STICM Telêmaco Borba, Brasilien —mit denen Klabin SA einen Tarifvertrag hat — betonten ebenfalls, dass sozialer Dialog nicht bedeutet, dass es keine Differenzen und Probleme zwischen den Beschäftigten und der Firma gibt. Sie sagten, es gebe zwar Differenzen und Probleme, doch man versucht, das große Ganze zu sehen, nämlich die Vermeidung von arbeitsbezogenen Unfällen und Corona-Infektionen.