Globale Gewerkschaften rufen Holcim-Aktionäre dazu auf, Gesundheit und Sicherheit sowie Arbeiterrechten Vorrang einzuräumen

Am 4. Mai veranstalteten die Gewerkschaften anlässlich der Jahreshauptversammlung des multinationalen Zementriesen eine Protestaktion vor dem Hauptsitz von Holcim in Zug, Schweiz. Angeführt von der Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI), IndustriALL Global Union und der Europäischen Föderation der Bau- und Holzarbeiter (EFBWW) riefen sie Holcin zur Achtung der Rechte von ArbeiterInnen, zur Einhaltung internationaler Gesundheits- und Sicherheitsstandards in allen Betrieben sowie zu ernsten Bemühungen um einen globalen Sozialdialog auf. Wie die Gewerkschaften betonten, untergräbt Holcims zunehmendes Outsourcing an Subunternehmen das vorgebliche Ziel des Unternehmens, keinen ArbeiterInnen zu schaden. 


In einer gemeinsamen Erklärung drängten die globalen Gewerkschaften Holcim dazu, in einen ernstgemeinten Sozialdialog auf allen Ebenen zu treten. Ambet Yuson, BHI-Generalsekretär, sagte, man habe Holcim mehrmals zum Dialog mit den Gewerkschaften aufgerufen und dass sich wirklich sichere Arbeitsstätten nur in Zusammenarbeit mit den ArbeiterInnen gestalten lassen. „Weitere Verzögerungen bei der Anerkennung von Gesundheits- und Arbeitsschutz als Grundrecht der ArbeiterInnen sind unannehmbar“, so Yuson. 


Unterstützung erhielten sie dabei vom Generalsekretär der EFBWW, Tom Deleu. „Die direkt von Holcim angestellten ArbeiterInnen sowie die Tausenden bei Subunternehmen angestellten MitarbeiterInnen generieren den Gewinn des Unternehmens und sichern seine zukünftige Entwicklung – sie verdienen den Respekt des Unternehmens und müssen am Wandlungsprozess beteiligt sein“, so Deleu.


Die stellvertretende Generalsekretärin der IndustriALL, Christine Olivier, sagte, Holcim-Aktionären dürfe es nicht gleichgültig sein, wie ihr Geld investiert wird. „Das Unternehmen behauptet, seine Geschäfte mit Integrität zu führen, aber unsere Mitglieder erzählen eine andere Geschichte. Auf dem jüngsten Holcim-Treffen des Weltgewerkschaftsrats, einem Forum, an dem sich ArbeiterrepräsentantInnen aus der ganzen Welt beteiligen, wurde Holcim dazu aufgerufen, in einen ernsthaften Sozialdialog mit der BHI und IndusriALL zu treten“, sagte sie. 


Adrian Loader, Vorstandsmitglied und Vorsitzender von Holcims Ausschuss für Gesundheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit, hat sich unterdessen bei der Versammlung nicht zur Wiederwahl aufstellen lassen. Dieser Schritt erfolgte, nachdem die BHI in einem Brief an die Hauptversammlung Loader die Schuld am mangelnden Fortschritt bei für ArbeiterInnen wichtigen Fragen gegeben hat. In dem Brief wurden die Aktionäre dazu aufgerufen, zu überlegen, wie sich sicherstellen lässt, dass der Ausschuss Maßnahmen zur Verbesserung der Situation trifft.


Die globalen Gewerkschaften äußerten, Holcim verstoße weiterhin gegen Gesundheits- und Sicherheitsstandards, und verwiesen darauf, dass seit der Fusion von Lafarge und Holcim 2015 bereits über 200 ArbeiterInnen ums Leben gekommen sind. Allein im Januar wurden bei einem Feuer bei Hima Cement, einer Holcim-Tochtergesellschaft in Uganda, drei Arbeiter getötet und acht schwer verletzt. Sie alle waren bei einem Subunternehmen angestellt. Seit dem Unfall ist Hima Cements Betriebsleiter und Industriedirektor nicht mehr Teil des Managements des Unternehmens.  

 

Ebenso verwiesen sie darauf, dass sie in Holcims Zementwerken ständig gefährlichen Arbeitsbedingungen und überlangen Arbeitszeiten ausgesetzt sind, dass persönliche Schutzausrüstung fehlt und dass sie bei Freistellungen nicht bezahlt werden. Allein in Asien hätten über 80 % der ArbeiterInnen keinen direkten und festen Vertrag mit dem Unternehmen – und das trotz Holcims steigender Produktionskapazitäten. Seit 2015 hat Holcim die Anzahl der direkt vom Unternehmen angestellten ArbeiterInnen von 135.000 auf unter 68.000 reduziert. 


Pierre Cuppens, Vorsitzender des BHI-Netzwerks Zement und Baumaterialien, rief Holcims Aktionäre dazu auf, den Druck auf das Unternehmen aufrechtzuerhalten, damit Holcim sein Versprechen, die Rechte der ArbeiterInnen anzuerkennen, einlöst.  

 

„Die Männer und Frauen, die jeden Tag für Holcim arbeiten, erwarten von der Geschäftsführung, dass sie ihr Versprechen einlöst und ihrer Verantwortung gerecht wird. Ohne die ArbeiterInnen gäbe es keine Dividendenzahlungen an die Aktionäre. Daher sollten sie fair und angemessen behandelt werden. Von den Aktionären erwarten wir, dass sie das Unternehmen zurück auf den rechten Pfad bringen“, so Cuppens.