Internationale Sportkonferenz 2022 der BHI stößt Diskussion über Rechte von Wanderarbeitnehmern an

Die Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) hat ihre internationale Sportkonferenz 2022 als ein zweitägiges Forum organisiert, bei dem die Rechte der Wanderarbeitnehmer und das „Erbe“ der FIFA-Weltmeisterschaft 2022 in Katar im Mittelpunkt standen.


Die Veranstaltung fand in Doha (Katar) statt; unter den Teilnehmenden waren zahlreiche Gewerkschaften aus verschiedenen Teilen der Welt vertreten, Beamte der katarischen Regierung, Arbeitsmigrantenverbände, die FIFPRO als internationale Organisation der Profifußballer sowie weitere wichtige Akteure.  


In seiner Rede zog der stellvertretende FIFPRO-Generalsekretär und Hauptredner Simon Colisimo Parallelen zwischen Fußballspielern und Bauschaffenden und sagte, beide seien mit Arbeitnehmerthemen konfrontiert, wie etwa der Nichtzahlung von Löhnen, Vertragsbruch oder Einschränkungen der Freizügigkeit. Er betonte, wie wichtig es ist, dass Gewerkschaften, Arbeitsmigrantenverbände, Fußballmannschaften und Spieler zusammenarbeiten, um gleiche Arbeitnehmerrechte für alle zu erwirken. „Die Situation wird sich nicht von alleine ändern, man muss mit anderen Organisationen zusammenarbeiten“, sagte er.  


BHI-Generalsekretär Ambet Yuson beschrieb die spürbare Solidarität, die zwischen den Wanderarbeitnehmern aus der Bauindustrie und den Fußballern entstanden ist. Er sagte, die Weltmeisterschaft müsse die soziale Dimension der WM als internationales Sportevent (im Sinne einer Marke) stärken. Zudem wies er darauf hin, dass die FIFA sicherstellen müsse, dass die in Katar umgesetzten Reformen auch nach der WM 2022 bestehen bleiben.


„Alle diese Weltmeisterschaften sind ganz wunderbar, aber es ist genauso wichtig, bei diesen Veranstaltungen auch eine starke soziale Dimension zu haben. Sport bewirkt etwas bei den Menschenrechten und Arbeitsbedingungen. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung der Spieler, Trikots zu tragen, auf denen für die Menschen- und Arbeitnehmerrechte geworben wird, definitiv hilfreich. Dadurch wird die Stimme der Arbeitsmigranten noch verstärkt. Wir hoffen, dass dies zum Wendepunkt für alle zukünftigen internationalen Sportveranstaltungen wird“, so Yuson.  


Verschiedene Akteure bestätigten die gute Partnerschaft, die sich mit der BHI und ihren Mitgliedsgewerkschaften weltweit entwickelt hat. „Die Partnerschaft mit der BHI ist absolut bereichernd und umfasst Delegationsreisen und gemeinsame Inspektionen. Unsere erste Aufgabe bestand darin, den Arbeitsumfang und unsere Ziele zu definieren. Um diese Tätigkeiten herum wurden dann zahlreiche Fortbildungen organisiert, um die Arbeitsschutzkultur auf den Baustellen zu ändern“, sagte Van Dyck als Vertreter von Workers’ Welfare des obersten Ausschusses für die WM (Supreme Committee for Delivery and Legacy, SC).

 

„Ich war zunächst skeptisch, als die BHI mit der Idee der gemeinsamen Inspektionen an mich herantrat. Doch heute kann ich sagen, dass wir vertrauensvoll zusammengearbeitet haben. Arbeitsschutz muss auch nach der WM noch hochgehalten werden“, sagte Simon Hester, der führende Beauftragte der BHI für die Inspektionen.  


Die beiden in Katar tätigen Konzerne Vinci und Besix schlossen sich dieser Aussage an. „Dank des internationalen Abkommens mit der BHI konnten wir die Qualität unserer Arbeit in Katar weiter verbessern. Es wurde eine Brücke gebaut und wir haben uns in der Mitte getroffen. Dadurch wurde ein guter Austausch mit den Arbeitsmigranten ermöglicht und die Beziehung beruht auf Vertrauen und voller Transparenz. Wir hoffen, dass die für diese WM erreichten Gegebenheiten auch danach weiter bestehen bleiben”, sagte Henriette McCool von Vinci.  


„Besix hatte die belgischen Gewerkschaften schon vor der Unterzeichnung des internationalen Rahmenabkommens gebeten, eine Delegation nach Katar zu schicken, um die Baustellen zu besichtigen. Wir haben erkannt, dass die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen wichtig ist. Wir haben das internationale Rahmenabkommen mit der BHI geschlossen, weil es ein wichtiges Anliegen für uns war, dass die direkten und indirekten Beschäftigten dieselben Rechte genießen“, so Geert Aelbrecht von Besix.  


Verschiedene Gewerkschaften erklärten ihrerseits, dass sie die Rechte der Wanderarbeitnehmer und aller Beteiligten bei weltweiten Sportveranstaltungen schützen und voranbringen wollen. Jean-Marc Candille von der French Democratic Confederation of Labour (CFDT) und Gianni de Vlaminck von der General Union (CG-Belgien) waren sich einig, dass die Rechte der Arbeitsmigranten vollumfassend anerkannt sein müssen. „Die Würde des Menschen, die Arbeitnehmerrechte und Arbeitsschutz müssen geachtet werden. Durch die Unterzeichnung eines internationalen Rahmenabkommens wird gewährleistet, dass auch die Subunternehmer unter diese Regelungen fallen“, sagten beide.  


Jean-Pascal François von der General Confederation of Labour (CGT-Frankreich) stimmte zu und sagte, Gewerkschaften müssten auch in Zukunft das Fehlverhalten gegenüber Wanderarbeitnehmern verurteilen.  


Pierre Cuppens vom Algemeen Christelijk Vakverbond (ACV-Belgien) wies darauf hin, dass es in Europa weiterhin zahlreiche multinationale Unternehmen gibt, die noch keine internationalen Rahmenabkommen haben. „Wir haben schlichtweg gelernt: Ein multinationales Unternehmen, das kein internationales Rahmenabkommen unterzeichnet, ist in unfairen Wettbewerb involviert und darf nicht weltweit tätig sein. Wenn wir zusammenarbeiten, profitieren alle Beteiligten vom sozialen Dialog“, sagte er.  


Am zweiten Konferenztag ging es zunächst um die Erfahrungen der Arbeitnehmervertreter und der Migranten-Communities, die Überlegungen anstellten, wie man die auf den WM-Baustellen erreichten Erfolge für die Arbeitnehmervertretung und den Schutz der Beschäftigten auch auf nationaler Ebene und in ganzen Unternehmen bewahren kann. Diese Diskussion wurde von führenden Vertretern der Migrantengemeinschaften aus dem Community Leaders Forum sowie dem INBCWF-Vorsitzenden Rama Chandra Khuntia, dem Koordinator des Ausschusses der nepalesischen BHI-Mitgliedsverbände, Jhapat Gurung, und Marco Polo Ferrer, dem BHI-Referenten für die Verbindung zu den Gemeinschaften geleitet: Evaluierung der Aktivitäten im Bereich der Aus- und Weiterbildung, Information und Kommunikation.  


Darauf folgte am Nachmittag eine Veranstaltung, die vom Byggnads-Vorsitzenden Johan Lindholm moderiert wurde und in der es darum ging, wie man die in Katar erreichten Arbeitsreformen auch nach der Weltmeisterschaft noch ausweiten kann. An der Diskussion beteiligten sich Andres Peñate, Global Vice-President, Regulatory & Public Affairs, AB InBev, Sponsoren der WM, William Rook, Deputy Chief Executive, Zentrum für Sport und Menschenrechte, Elizabeth Tang, Generalsekretärin, International Domestic Workers Federation, Andreas Graf, Leiter Menschenrechte und Anti-Diskriminierung, FIFA, sowie Vertreter von Amnesty International und Fußballverbänden.  


Dietmar Schäfers, der stellvertretende BHI-Präsident und stellvertretende Vorsitzende der IG BAU in Deutschland, brachte die zweitägige Konferenz offiziell zum Abschluss.