Internationales Gewerkschaftsnetzwerk Faber-Castell lebt Solidarität
Das weltweite Gewerkschaftsnetzwerk Faber-Castell zeigt internationale Solidarität beim Kampf für die Rechte der entlassenen Arbeitnehmer bei Faber-Castell in Peru und unterstützt die Forderungen der Gewerkschaft bei Faber-Castell Goa in Indien nach höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten, unabhängig von ihrem Beschäftigungsstatus.
Am 18. Juni fand das dritte (Online-)Treffen des Netzwerks statt. Es waren 24 Teilnehmer aus acht Ländern und neun Faber-Castell-Werkseinheiten bei der virtuellen Zusammenkunft anwesend, die von der BHI und der IG Metall organisiert worden war.
Die Teilnehmer tauschten sich über die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 für die Arbeitnehmer aus und informierten sich gegenseitig über den aktuellen Stand der Tarifverhandlungen und der Arbeitsschutz-Situation bei Faber-Castell. Außerdem wurde intensiv über die langen Schichten, niedrigen Löhne und die steigende Anzahl an Arbeitnehmern diskutiert, die in Indien für Subunternehmer arbeiten. Der Austausch über Erfahrungen und gelungene Ansätze (Best Practices) drehte sich hauptsächlich um die Rolle, die Gewerkschaften spielen müssen, um dem Abbau von Arbeitsplätzen zu begegnen.
Die IG Metall informierte ihrerseits alle Teilnehmer über die erfolgreichen Verhandlungen (die durch Arbeitskampfmaßnahmen unterstützt worden waren) für ein Branchentarifabkommen, das für Faber-Castell in Deutschland gilt und das einen Corona-Bonus, eine Erhöhung des Monatslohns und weitere gewinnbringende Bestimmungen enthält. Der IG Metall zufolge beweisen die erzielten Erfolge, dass Gewerkschaften selbst während der Pandemie für ihre Mitglieder etwas erreichen können. Die Gewerkschaftsvertreter betonten, wie wichtig die gewerkschaftliche Aufbauarbeit und die Vertretung auch derjenigen Beschäftigten ist, die bei Subunternehmern arbeiten; dies schließt auch die Wanderarbeitnehmer in allen Betrieben des Unternehmens ein.
„Das Treffen unseres Global-Union-Netzwerks 2019 hat uns dazu motiviert, die Verhandlungen mit dem Management des Faber-Castell-Werks in San Carlos (Brasilien) aufzunehmen. Dank unserer Verhandlungen wurden 250 Arbeitnehmer bei Fremdfirmen 2021 dauerhaft eingestellt. Das Management hat realisiert, dass der Verwaltungsaufwand viel höher ist, wenn man Arbeitskräfte über Subunternehmer beschäftigt, und dass dies im Vergleich mit einer Strategie der Direktanstellung viel weniger produktiv ist. Sowohl für die Arbeitnehmer als auch für das Unternehmen ist dies ein großartiger Erfolg“, sagte Flavio Morais von STI Quimicos de São Carlos in Brasilien.
Bei der Zusammenkunft wurde außerdem der soziale Dialog bei Faber-Castell in Peru und Indien bewertet. Die Gewerkschafter verwiesen auf das internationale Rahmenabkommen (Sozialcharta), das im Jahr 2000 von BHI und IG Metall mit dem Unternehmen geschlossen worden war und das regelmäßig beim sozialen Dialog und in Verhandlungen verwendet wird. Die Teilnehmer waren sich einig, dass genau beobachtet werden müsse, inwieweit sich das Unternehmen an das Abkommen hält. Darüber hinaus benannten sie Arbeitsplatzsicherheit, Sozialleistungen und Arbeitsschutz (persönliche Schutzausrüstung) als zentrale Bereiche für weitere Gespräche mit dem Management.
Die Gewerkschaft SUTFACAP in Peru berichtete, dass 206 Arbeitnehmer im Juli 2020 entlassen worden waren, die meisten von ihnen Gewerkschaftsmitglieder. „Unsere Gewerkschaft hat gegen die Entscheidung des Unternehmens protestiert, diese Beschäftigten zu entlassen, denn mit der Kündigung wären sie und ihre Familien in eine extrem schwierige finanzielle Lage geraten. Der Kampf für die „kalt“ entlassenen Beschäftigten geht weiter“, sagte Celso Arce Blanco von der SUTFACAP.
Am 21. Juni waren Vertreter der SUTFACAP zur Teilnahme an der Delegiertenversammlung der IG Metall Westmittelfranken in Ansbach (Deutschland) eingeladen, um weitere Schritte in dieser Situation zu unternehmen. Bei dieser Versammlung berichtete die Gewerkschaft SUTFACAP über die jüngsten Ereignisse, mit denen die entlassenen Arbeitnehmer konfrontiert waren. Nachdem sie davon hörten, starteten die Delegierten der IG Metall und die Gewerkschaftsaktivisten eine Solidaritätsaktion und sammelten 1.700 Euro, um die Arbeitnehmer in dieser Notlage zu unterstützen.
„Wir sind sehr dankbar für die Solidarität und Unterstützung der IG Metall und des Netzwerks. Das ist uns ohne Zweifel eine ganz große Hilfe, denn so können wir Grundnahrungsmittel kaufen, die wir dann den betroffenen Mitgliedern unserer Gewerkschaft zukommen lassen“, sagte Blanco.
„Der Austausch von Erfahrungen und Best Practices hat nicht nur unsere Kenntnisse von Strategien zur Verteidigung der Arbeitnehmerrechte erweitert, sondern auch unsere Solidaritätsbestrebungen auf ein neues Niveau gehoben und gezeigt, dass wir in Notlagen füreinander da sind“, sagte Klaus-Dieter „KD” Winnerlein, der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Westmittelfranken.