Italien autorisiert Ratifizierung des ILO-Übereinkommens Nr. 190
In Italien wurde Geschichte geschrieben. Am 12. Januar hat der italienische Senat die Ratifizierung des Übereinkommens Nr. 190 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über die Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt autorisiert. Damit ist Italien das erste Land in Europa, das diesen Schritt vollzieht.
Ida Ricci von FILCA-CISL begrüßte die Zustimmung des Senats. Die italienischen Gewerkschaften haben sich intensiv für die Ratifizierung des Übereinkommens eingesetzt, sagte sie.
„Jetzt steht uns ein zusätzliches politisches Instrument gegen Belästigung und Gewalt am Arbeitsplatz zur Verfügung. Dadurch haben wir einen gemeinsamen Handlungsrahmen und neue Möglichkeiten, die Zukunft der Arbeit so zu gestalten, dass sie auf Würde und Respekt begründet ist“, sagte Ricci.
Mercedes Landolfi von FILLEA-CGIL fügte ihrerseits hinzu, dass durch das ILO-Übereinkommen der „Verhaltenskodex“ vervollständigt wird, der bereits in den Tarifverträgen auf nationaler Ebene und zahlreichen anderen Abkommen auf Betriebsebene enthalten ist.
„Uns ist die Arbeit von FENEAL-UIL, FILCA-CISL und FILLEA-CGIL noch sehr präsent, die 2015 den Verhaltenskodex gegen Belästigung und Gewalt an der Arbeitsstätte finalisieren konnten, der inzwischen Teil des nationalen Tarifvertrags in der Holzindustrie ist. Derselbe Verhaltenskodex wird in Kürze auch in der Bau- und Baustoffindustrie integriert werden“, so Landolfi.
Zahlen aus dem Jahr 2016 zeigen, dass über eine Million Frauen in Italien an der Arbeitsstätte belästigt worden sind, das ist jede zehnte Arbeitnehmerin. Berichten zufolge werden 80 Prozent dieser Fälle nicht gemeldet, weil es an entsprechenden politischen Instrumenten fehlt.
Ricci sagte, die Gewerkschaften dürfen bei ihren Kampagnen gegen geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz nicht nachlassen, damit das ILO-Übereinkommen eine Wirkung hat. „Die Gewerkschaften müssen über Tarifverhandlungen und Kampagnen ihren Kampf gegen Gewalt gegenüber Frauen in der Arbeitswelt weiterführen. Auf diese Weise führen wir einen Kulturwandel ein und stellen sicher, dass die Würde und der gleichberechtigte Schutz von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sowie deren Chancen gewahrt sind“, fügte sie hinzu.
Landolfi sagte, dass Aufklärungsarbeit eine wichtige Rolle dabei spielen wird, das ILO-Übereinkommen bekannt zu machen. „Die Gewerkschaften müssen die Arbeitnehmer und Firmen dafür sensibilisieren, wie wichtig dieses Übereinkommen ist. Diese Information muss an jeder einzelnen Arbeitsstätte ankommen“, sagte sie.