Australien: Konferenz unterstreicht Rolle der Gewerkschaften für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz

04 December 2019 00:31


Gail Cartmail (BHI-Präsidentin) und Kim Kyung Shin (Korea)

Im Rahmen einer globalen Konferenz von Arbeitsschutzbeauftragten verschiedener BHI-Mitgliedsorganisationen in der ostaustralischen Stadt Perth wurde die Bedeutung der Gewerkschaften zur Gewährleistung sicherer Arbeitsplätze hervorgehoben. Im Verlauf der von der australischen Bauarbeitergewerkschaft CFMEU ausgerichteten Konferenz konnten sich die Teilnehmer über bewährte Vorgehensweisen im Hinblick auf verschiedene Themenfelder austauschen. Dabei ging es unter anderem um die Handhabung schwerer Lasten, aber auch um die psychische Gesundheit der im Bausektor beschäftigten Arbeitnehmer. Zudem wurde auf durch Asbest und andere krebserregende Stoffe verursachte Krankheiten Bezug genommen. Auch wurde über die Rolle der gewerkschaftlichen Vertreter für Gesundheit und Sicherheit eingegangen. Zudem wurde über Inspektionen an den Arbeitsplätzen sowie über die Einrichtung entsprechender Ausschüsse diskutiert.

„Der wichtigste Aspekt zur Gewährleistung der Sicherheit der Arbeitnehmer am Arbeitsplatz sind gut geschulte Arbeitnehmervertreter“, erläutert die stellvertretende BHI-Präsidentin Gail Cartmail.

Der Bausektor verzeichnet eine der höchsten Selbstmordraten. Auch die Rate der psychischen Erkrankungen der im Sektor beschäftigten Arbeitnehmer ist überdurchschnittlich hoch. Daher sind die Prävention sowie ein ganzheitlicher Ansatz von entscheidender Bedeutung. Dieser Ansatz sollte sämtliche Aspekte der Arbeitsbedingungen, einschließlich der Arbeitstage und Arbeitszeiten sowie auch der Löhne berücksichtigen. Jorgen Gullestrup, Geschäftsführer der Nicht-Regierungs-Organisation MATES in Bau im australischen Bundesstaat Queensland, die sich für die Verringerung der hohen Selbstmordrate im Bausektor einsetzt, erläuterte ein durch seine Organisation entwickeltes Modell zur Identifizierung und Unterstützung gefährdeter Arbeitnehmer.

Sugio Furuya vom asiatischen Netzwerk für das Verbot von Asbest, erklärte, dass verbleibender Asbest derzeit vor allem nach Indonesien und Vietnam abtransportiert wird. Er wies auch darauf hin, dass die Lobbyarbeit gegen Asbest in diesen Ländern jedoch zunehmen würde. Die Konferenzteilnehmer waren sich darüber einig, dass es für die Dynamik der Kampagne sehr wichtig ist, regionale oder kommunale Asbestverbote zu erzielen, sofern die Durchsetzung des Verbots auf nationaler Ebene schwierig ist.

Zudem wurde im Verlauf der Konferenz eine Reihe von Baustellen besucht, um einen Einblick zu gewinnen, wie bewährte Verfahren in der Praxis umgesetzt werden. So besuchten die Konferenzteilnehmer das von der italienischen Salini Impregilo-Gruppe ausgeführte Schnellbahnshuttle-Projekt zum Flughafen Forestfield sowie die Baustelle eines im Bau befindlichen Einkaufszentrums.

Darüber hinaus schlossen sich die Konferenzteilnehmer einer Protestaktion der CFMEU an, um gegen ein australisches Bauunternehmen zu protestieren. Dieses hatte einen deutschen Rucksacktouristen, der über keinerlei einschlägige Ausbildung verfügte, auf einer Hochhausbaustelle beschäftigt, wo der junge Mann tödlich verunglückte. Im Rahmen der Gewerkschaftsaktion wurden vor dem Gebäude Kränze niedergelegt.

Darüber hinaus bot ein Besuch des CFMEU-Ausbildungszentrums einen Einblick in die Schulungsmethoden der Gewerkschaft zur Gewährleistung sicherer Arbeitsplätze an den Baustellen.

In diesem Kontext teilte der CFMEU-Nationalsekretär Dave Noonan den Besuchern hocherfreut mit, dass der australische Senat gegen das gewerkschaftsfeindliche Ensuring Integrity-Gesetz gestimmt hat.