Während die Länder Osteuropas langsam die Ausgangsbeschränkungen und Quarantänemaßnahmen lockern, werden die negativen Folgen von Covid-19 für die Beschäftigten im Bausektor deutlich sichtbar.
In der Ukraine, wo die Tätigkeiten der Bauindustrie während der Ausgangsbeschränkungen nicht verboten waren, lasten die Verluste von Arbeitsplätzen und Einkommen schwer auf den Arbeitnehmern. Auch entstanden schwerwiegende Probleme durch massive Restriktionen und fehlende Schutzmaßnahmen gegen Covid-19. Die Arbeitnehmer konnten den öffentlichen (Nah-)Verkehr nicht benutzen, viele Straßen waren gesperrt und zahlreiche Beschäftigte hatten Bedenken, zur Arbeit zu gehen, weil das Arbeitsumfeld nicht sicher war.
Der ukrainische Bauverband, der größte Unternehmerverband in der Ukraine mit über 700 Baufirmen und Erschließungsunternehmen hat im Mai eine Umfrage durchgeführt, um zu bewerten, wie sich die Ausgangsbeschränkungen auf die Bauindustrie auswirken. Von den befragten Firmen sagten 56,4 Prozent, dass sie ihre Bauprojekte nicht gestoppt hätten. Von 23,1 Prozent der Befragten hieß es, man hätte die Tätigkeiten ein paar Tage lang eingestellt, während 10,3 Prozent der Unternehmen alle Projekte stillgelegt und erst Ende Mai wieder aufgenommen haben. Die meisten Firmen berichteten zudem, dass sie alle neuen Projekte verschoben hätten, und nur bei einem Viertel der Unternehmen liefen die Bautätigkeiten weiter nach Plan.
Infolgedessen sind bei über einem Viertel der Firmen aufgrund der Ausgangsbeschränkungen Beschäftigte entlassen worden, während 7,7 Prozent antworteten, dass sie über 50 Prozent ihrer Arbeiter und Angestellten entlassen haben. 15,4 Prozent der Unternehmen gaben an, die Arbeitnehmer in unbezahlte Abwesenheitstage geschickt zu haben und 5,1 Prozent sagten, man habe die Arbeitszeit verkürzt und damit einhergehend die Löhne gesenkt.
Dem BHI-Mitgliedsverband PROFBUD (Gewerkschaft der Beschäftigten in Bau- und Baumaterialienbranche) in der Ukraine zufolge hat die Corona-Krise Auswirkungen auf Tausende Arbeitnehmer in der Bauwirtschaft.
„Leider könnte es sein, dass wir erst am Anfang unseres Kampfes für den Schutz der Beschäftigten stehen. Die Arbeitnehmer sollten nicht für die Krise zahlen müssen“, so der Vorsitzende von PROFBUD, Vasyl Andreyev.