Die Vorsitzende des internationalen Frauenausschusses (IWC) der BHI, Rita Schiavi, über die neue Bedeutung von Solidarität angesichts der Covid-19-Pandemie und ihr Gedenken an Jin Sook Lee, die sie als starke Aktivistin und gute Freundin beschreibt.
(skript auf EN)
Liebe Kolleginnen auf der ganzen Welt
Vor diesem aussergewöhnlichen 1. Mai, den wir nicht wie üblich auf der Strasse und auf den Plätzen feiern können, wende ich mich auf diesem Weg mit einer Botschaft der Solidarität an euch.
Noch nie hat sich der Wert der Solidarität als so wichtig erwiesen, wie jetzt. Noch nie waren die Menschen auf der ganzen Welt zur gleichen Zeit von einer Krise so existentiell betroffen wie jetzt. Ein winziges Virus zeigt uns weltweit sowohl die negativen Seiten der Globalisierung, als auch die positiven Seiten der Solidarität. Internationale Solidarität ist für uns Gewerkschafterinnen nichts Neues. Aber sie bekommt jetzt eine ganz besondere Bedeutung für alle Menschen.
Konkret heisst Solidarität für uns Gewerkschaften schon immer: Solidarität der Starken mit den Schwachen, der Jungen mit den Alten und der Alten mit den Jungen. Und diese Solidarität manifestiert sich vor allem in einem starken, gut ausgebauten Sozialstaat, für den wir Gewerkschaften seit über 100 Jahren auf der ganzen Welt kämpfen.
Wir Frauen wissen, dass Frauen ganz besonders auf die gesellschaftliche Solidarität, auf einen starken Sozialstaat angewiesen sind.
In dieser schrecklichen Krise sehen wir nun überall auf der Welt, wie wichtig der Sozialstaat ist. Und wir hoffen, dass auch etwas Gutes aus dieser Krise hervorgehen möge, nämlich die Einsicht einer grossen Mehrheit der Bevölkerung weltweit, dass ein gutes Gesundheitswesen für alle, Kranken-, Alters- und Lohnausfallversicherung für alle Menschen nötig sind, nicht nur um in einer solchen Krise Leben zu retten, sondern auch um die wirtschaftliche Existenz aller Menschen zu sichern.
Unser Kampf für soziale Gerechtigkeit wird nach der Corona-Krise noch wichtiger sein und alle unsere Kräfte benötigen. Im Moment brauchen wir vor allem die unmittelbare Solidarität mit unseren nahen Bekannten und Verwandten, mit den Nachbarn, mit den Menschen in unserer Umgebung, die von dieser gesundheitlichen und ökonomischen Krise besonders stark betroffen sind. Ich bin sicher, Kolleginnen, dass ihr, die ihr schon immer für soziale Gerechtigkeit gekämpft habt, jetzt auch viel Solidarität zeigt für die Menschen in eurer Nähe, welche eure Hilfe und Unterstützung brauchen.
Bleibt gesund, bleibt stark, denn wir brauchen eure ganze Kraft.
Unser solidarischer Kampf geht weiter!