MRV Engineering ist ein großes brasilianisches Bauunternehmen, das im Jahr 1979 gegründet wurde. Das Unternehmen ist in 148 brasilianischen Städten tätig. Nahezu 19.000 Arbeitnehmer sind direkt bei dem Unternehmen beschäftigt. Viele der im Rahmen des großen landesweiten Wohnungsbauprogramms „Mein Haus, mein Leben“ durchgeführten Bauprojekte werden von den bei MRV tätigen Bauarbeitern umgesetzt. Vertreter aus 15 verschiedenen Gewerkschaftsorganisationen, die bei MRV beschäftigte Arbeitnehmer vertreten, nahmen Ende November an einem ersten Treffen in der südbrasilianischen Stadt Porto Alegre teil.
Diese Initiative zielte darauf ab, die Gewerkschafter, die die Arbeitnehmer des Unternehmens vertreten, an einen Tisch zu bringen. Bei dem Treffen handelte es sich um den ersten „sozialen Dialog“ mit dem Unternehmen. Die Gespräche konzentrierten sich insbesondere auf die Belange der im südlichen Landesteil Brasiliens beschäftigten Arbeitnehmer. Das Treffen war ein voller Erfolg.
Über den üblichen Austausch über Bestimmungen in den Tarifvereinbarungen und Lohnzusatzleistungen hinaus, konnten die Gewerkschaftsvertreter einen tieferen Einblick in die Geschäftstätigkeiten des Unternehmens sowie seine Strategien und Ausrichtungen gewinnen. Dies ermöglicht es den Gewerkschaftsvertretern, eine weitaus strategischere Herangehensweise bei der Ausarbeitung von koordinierten Plänen an den Tag zu legen. Derartige Netzwerktreffen sind in Brasilien, wo sich der Handlungsradius von Gewerkschaften aus strukturellen Gründen oftmals nur auf einzelne Städte beschränkt, von großer Bedeutung.
Im Verlauf der Veranstaltung wurde den Gewerkschaftsvertretern klar, wie konsequent MRV in den vergangenen Jahren seine Unternehmensstrategien verändert hat. Nachdem der Konzern Gefahr lief, auf die schwarze Liste der Unternehmen gesetzt zu werden, die ihre Arbeitnehmer unter sklavenartigen Bedingungen beschäftigen, hat er inzwischen landesweit spezifische und weitreichende Veränderungen sowohl für die Arbeitsbedingungen seiner Beschäftigten wie auch im Hinblick auf die Vorgehensweisen bei der Auftragsuntervergabe eingeleitet.
So wurde insbesondere die Auslagerung und Weitervergabe von Aufträgen an Subunternehmen stark reduziert. Diese Vorgehensweisen sind in zahlreichen Städten weiterhin stark verbreitet, wodurch die Arbeitsbedingungen der im Sektor beschäftigten Arbeitnehmer stark beeinträchtigt werden. MRV Engineering hat bei der Umsetzung breit angelegter Methoden zur Verringerung der Auslagerung von Aktivitäten an andere Unternehmen inzwischen bereits große Fortschritte erzielt. Genau zu dem Zeitpunkt, wo MRV dabei ist, diese Methoden unternehmensweit weiter umzusetzen, wurden auf nationaler Ebene Gesetzesänderungen verabschiedet, die es den Unternehmen im Land ermöglichen, Auslagerungen von Geschäftstätigkeiten und die Beschäftigung von Subunternehmen in erheblichen Maße auszubauen. Wie MRV-Führungskräfte den Gewerkschaftsvertretern mitteilten, wird das Unternehmen seine Methoden zur Verringerung der Auslagerungen trotz der Gesetzesänderungen weiterhin umsetzen.
Im Rahmen der Veranstaltung in Porto Alegre stellten die Gewerkschaftsvertreter Unstimmigkeiten bei der Umsetzung einiger Unternehmensstrategien heraus. So wiesen sie darauf hin, dass insbesondere der Zugang zu den Baustellen für Gewerkschaftsvertreter, Essens- und Unterbringungszulagen sowie die Teilnahme von Arbeitnehmern in Ausschüssen für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz wesentlichen Bereiche für die gemeinsame Arbeit darstellen sollten.”
Diese Themenbereiche wurden allesamt von den MRV-Vertretern angenommen. Der Präsident der Bauarbeitergewerkschaft in Porto Alegre, Gelson Santana, stellte heraus, dass „die Gewerkschaften trotz der in den letzten Jahren erzielten weitreichenden Verbesserungen im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen und der Verfahrensweisen bei der Auftragsuntervergabe auch weiterhin wachsam und darauf vorbereitet sein müssen, im Sinne der Lösung von Problemen die Arbeit auf den Baustellen niederzulegen, falls dies erforderlich ist.
Nach einem gemeinsamen Besuch einer Baustelle vor Ort präsentierten die MRV-Manager einige der sozialen Maßnahmen des Unternehmens, die es im Verlauf der letzten Jahre entwickelt hat. Hierzu gehören Alphabetisierungskurse und spezielle Fortbildungen für die berufliche Entwicklung von Frauen. Diese Form der Bildungsarbeit ist nur ein Bestandteil der Unternehmensstrategie, Arbeitnehmer direkt im Unternehmen anzustellen und sie dort weiterzuentwickeln, anstatt sich auf die Auslagerung von Geschäftstätigkeiten zu verlassen. In Anbetracht der wichtigen Rolle von MRV im Bausektor sowie aufgrund des Entwicklungspotentials des Unternehmens, haben die BHI und ihre Mitgliedsgewerkschaften ein großes Interesse am Aufbau eines kontinuierlichen Prozesses zur Fortsetzung des sozialen Dialogs auf nationaler Ebene. Die Sitzungen in Porto Alegre dienten hierfür als erfolgreiches regionales Pilotprojekt. Derzeit werden bereits Pläne für eine größere landesweite Konferenz im Jahr 2018 ausgearbeitet
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