Am 12. Mai veranstaltete die BHI ihr zweites Online-Gespräch zu COVID-19 und der Arbeitswelt unter dem Titel "Wie geht es dir?". Das Webinar brachte Gewerkschaftsführer, Funktionäre und Aktivisten aus elf westeuropäischen Ländern zusammen. Es wurde von den stellvertretenden BHI-Präsidenten Gail Cartmail und Dietmar Schäfers eröffnet. Die Teilnehmer wurden von BHI-Regionalvizepräsident Johan Lindholm gewürdigt, während BHI-Generalsekretär Ambet Yuson die Hauptpunkte der Diskussion zusammenfasste.
Die Teilnehmer erkannten an, dass jeder in Westeuropa massiv von der Pandemie betroffen ist, die sowohl das Privat- als auch das Berufsleben der Menschen negativ beeinflusst. Die von den Regierungen durchgesetzten Maßnahmen, die von räumlicher Distanzierung bis hin zur Schließung nicht lebenswichtiger Branchen reichen, stellten eine besondere Herausforderung für die Gewerkschafter da, die häufig an Aktivitäten gewöhnt sind, die physische Nähe mit sich bringt oder gar bedingt. Die Gewerkschaften in Westeuropa erklärten, es si ihnen gelungen, ihre Aktivitäten entsprechend umzugestalten und an die "neue Normalität" anzupassen, um ihre Mitglieder weiterhin zu unterstützen.
In Ländern wie Italien und Spanien, wo die Bau-, Holz- und Forstwirtschaft vollständig stillgelegt wurde, handelten die Gewerkschaften Sondervereinbarungen mit Arbeitgebern und Regierungen aus und forderten die Behörden nachdrücklich auf, zusätzliche Maßnahmen zur Sicherung der Arbeitsplätze und Einkommen der Arbeitnehmer zu ergreifen. In Deutschland und Schweden, wo dieselben Branchen weiter arbeiten konnten, ging es den Gewerkschaften vor allem darum, wie sichergestellt werden kann, dass den Beschäftigten angemessene Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz, sichere Unterkünfte und Transportmöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Die Gesprächsteilnehmer diskutierten auch über einige der am stärksten gefährdeten Gruppen, darunter Selbständige und Wanderarbeitnehmer. Sie betonten, dass die Probleme und Anliegen dieser Menschen auch weiterhin thematisiert werden sollten und dafür gesorgt werden müsse, dass sie in die staatlichen Schutzsysteme einbezogen werden (Großbritannien, Deutschland und Italien).
Trotz der beispiellosen Schwierigkeiten, mit denen die Gewerkschaften konfrontiert sind, hat die Gesundheitskrise auch ihre Reihen gestärkt und verbreitert. In Schweden hat Byggnads 8.000 neue Mitglieder. Unite the Union (GB) berichtete ebenfalls über einen Anstieg ihrer Mitgliederzahlen.
Yuson teilte und bestätigte die Auffassung der Gesprächsteilnehmer, dass Online-Gespräche eine wichtige Rolle dabei spielen, die Verbindungen innerhalb der und zwischen den Gewerkschaften zu erhalten, um Strategien zu diskutieren, Informationen und Analysen auszutauschen und gemeinsame Aktionen zu planen. "Wir können nicht zu alten Vorgehensweisen zurückkehren. Um relevant zu bleiben und stärker zu werden, müssen wir uns an neue Realitäten anpassen" .