Brasilien: Kampagne für die Fortsetzung der Arbeiten bei vorübergehend eingestellten Bauprojekten zeigt erste Ergebnisse

26 September 2017 07:16

 

Gemäß dem staatlichen brasilianischen Verband der Städte und Kommunen sind landesweit derzeit mehr als 8.000 Bauprojekte vorübergehend eingestellt. Zudem wurden die Arbeiten an über 11.000 genehmigten Projekten bislang noch nicht aufgenommen. Nilson Duarte Costa, Präsident der Bauarbeitergewerkschaft von Rio de Janeiro SITRAICP bewertet die vorübergehend eingestellten Bauprojekte „als Erklärung der Inkompetenz von Behörden und häufig auch als Ausdruck von Profitgier und Missmanagement seitens des Bauherrn".

Der Wert der vorübergehend eingestellten Bauprojekte beläuft sich insgesamt auf über 10 Mrd. BRL (ca. 3 Mrd. USD). Diese verursachen zusätzliche und unerwartete Ausgaben für die zuständigen Behörden. So entstehen Kosten für die Absicherung der Baustellen. Darüber hinaus fallen Ausgaben für die korrodierenden Metalle sowie Stromkosten an. Zudem entstehen Vertragsstrafen und Verträge mit Diensteistern und Lieferanten sind schwierig aufzulösen.

Vor diesem Hintergrund haben die brasilianischen BHI-Mitgliedsorganisationen die „Kampagne für die Fortsetzung der Arbeiten bei vorübergehend eingestellten Bauprojekten“ ins Leben gerufen. Mit dieser Kampagne soll auf die tiefe Krise hingewiesen werden, in der sich der Sektor seit geraumer Zeit infolge der großen Anzahl an auf Eis gelegten Bauprojekten befindet.

Nach Einschätzung von Bebeto Galvão, dem regionalen BHI-Vizepräsidenten für Lateinamerika und die Karibik „verursachen stillgelegte Baustellen nicht kalkulierbare finanzielle Einbußen. So werden für die im Sektor Beschäftigten keine neuen Arbeitsplätze und keine Einkommen generiert. Die Situation der Arbeitnehmer verbessert sich nicht und sie erhalten keine soziale Absicherung. Darüber hinaus verschlechtern sich die Bedingungen auf den Baustellen. Alle diese Faktoren führen zu einer Verschwendung öffentlicher Gelder.

Die Wiederaufnahme der Bauarbeiten am Transportsystem Bus Rapid Transit, das für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro nur teilweise fertiggestellt worden war, hat zur Schaffung von rund 1.000 direkten Arbeitsplätzen geführt. Zählt man die Lieferanten hinzu, sind 2.000 neue Arbeitsplätze entstanden“, so Nilson Duarte von der Gewerkschaft SITRICP-RJ. Joaquim Dias Santana, Präsident der Gewerkschaft der Bauarbeiter von Cuiabá, der Hauptstadt des Bundesstaates Mato Grosso betonte, dass die durch vorübergehend stillgelegte Baustellen entstehenden Probleme durch den Druck der BHI-Mitgliedsgewerkschaften nun mehr ans Tageslicht gekommen sind. „Dank unserer Kampagne haben wir die Unterstützung von Vertretern des Staates erhalten, die nun wiederum Druck auf die Regierung ausgeübt haben.

Diese Mobilisierung hat bereits zu ersten Ergebnissen geführt: „In dieser Woche werden die Arbeiten an zwei Projekten wiederaufgenommen und 150 Arbeitnehmer eingestellt. In der kommenden Woche werden darüber hinaus Bauarbeiten im sozialen Wohnungsbau fortgesetzt. Dies ist natürlich erst ein Anfang. Wenn wir nicht nachlassen und weiterhin Druck ausüben, werden wir noch weitere Fortschritte erzielen,“ betonte Santana. Am 24. und 25. Oktober 2017 werden brasilianische BHI-Mitgliedsorganisationen in der Hauptstadt Brasilia einen Aktionstag durchführen, mit der sie die Bundesbehörden dazu auffordern, stillgelegte Bauprojekte unmittelbar wiederaufzunehmen, um so neue Arbeitsplätze und Einkommen für die Arbeitnehmer des Bausektors zu generieren.