Ecuador: Pandemie zu stark für staatliche Hilfe

10 April 2020 02:55

Die BHI-Mitgliedsverbände zeigen sich besorgt angesichts der humanitären Krise in Ecuador, denn der Covid-19-Ausbruch hat das Gesundheitssystem geschwächt, und die unzureichende Reaktion der Regierung auf die Pandemie kann dem nicht genug entgegensetzen.  

Stand 9. April gibt es im Land bereits 4.450 bestätigte Fälle von Covid-19, und 242 Todesfälle. Den Gewerkschaftsführern zufolge liegen die tatsächlichen Zahlen viel höher, doch es gibt zu wenig Tests, um die offiziellen Zahlen im Land akkurat zu erfassen.  

Die Stadt Guayaquil liegt im Epizentrum der Krise; die Gewerkschaftsführer berichteten letzte Woche, dass die Krankenhäuser überfüllt sind, in den Leichenhallen kein Platz mehr ist und es keine verfügbaren Krankenwagen gibt, um diejenigen abzuholen, die zuhause verstorben sind; so sind viele Familien gezwungen, die Leichen ihrer Angehörigen vor die Häuser zu legen oder sie sogar zu verbrennen.  


(Photo: REUTERS/Vicente Gaibor del Pino)

Die Regierung hatte ursprünglich nur eine Ausgangssperre für die Nachtzeit angeordnet, um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen, doch inzwischen gilt sie den ganzen Tag; erlaubt sind nur notwendige Besorgungen für Lebensmittel oder Arzneimittel, ebenso wie unerlässliche Arbeiten und Dienstleistungen. Die Arbeitnehmer im Gesundheitswesen berichteten von den vielen Menschen, die an vorderster Front kämpfen und dem Virus ausgesetzt sind, weil es nicht genügend persönliche Schutzausrüstung gibt. Den Gewerkschaftsführern zufolge hatte die Regierung die Rückzahlung externer Schulden zur Priorität gemacht, anstatt Gelder aufzubringen, um die dringend benötigten medizinischen Versorgungsgüter für den Umgang mit der Krise zu kaufen.

Die Beschäftigten in informellen Arbeitsverhältnissen machen fünf Millionen der acht Millionen Erwerbstätigen im Land aus, und sie können während der Ausgangssperre gar keiner bezahlten Arbeit nachgehen. Die BHI-Mitgliedsverbände sagten, die staatliche Unterstützung für die Familien der informell Beschäftigten in Höhe von USD 60 für zwei Monate sei deutlich zu wenig. Zudem berichteten sie, dass einige Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verloren haben und dass die Beschäftigten ohne Abfindung entlassen worden sind, da die Arbeitgeber zugrunde legen, sie könnten es sich nicht mehr leisten, die Löhne zu zahlen während die Arbeitsstätten geschlossen sind.

Die politische Lage in Ecuador ist nach wie vor fragil: Erst vor wenigen Monaten wurde ein Friedensabkommen geschlossen, das Repression und Gewalt der Regierung beendet hat, nachdem indigene Gruppen, Gewerkschafter und die Gesellschaft zu Protesten mobilisiert hatten. Tausende hatten gegen Wirtschafts- und Arbeitsreformen protestiert, die Folgen für die Arbeitnehmer im öffentlichen Sektor und marginalisierte Gruppen gehabt hätten, wären sie durchgeführt worden.