Am 18. Mai kamen Vertreter von BHI-Mitgliedsorganisationen aus Aserbaidschan, Georgien, Moldawien, Russland, Kasachstan und der Ukraine zu einem Online-Gespräch über COVID-19 und die Arbeitswelt zusammen. Das Treffen wurde von BHI-Generalsekretär Ambet Yuson und BHI-Regionalvizepräsident Johan Lindholm moderiert.
Die Teilnehmer des Webinars diskutierten darüber, wie die COVID-19-Krise überwunden werden könne und welche Herausforderungen und Chancen sich dabei für Gewerkschaften ergäben. Die Teilnehmer berichteten, dass in vielen Ländern die Bau-, Baustoff- und Holzbranche wie auch die Forstwirtschaft ihre Arbeit wieder aufgenommen haben. Daraus ergebe sich für die betreffenden Gewerkschaften die zentrale Frage, wie auf Baustellen angemessene Schutzmaßnahmen umsetzbar und sichere Unterkünfte/Transportmöglichkeiten für die Arbeiter zur Verfügung zu stellen seien.
Die Gewerkschaftsführer räumten ein, dass die Beschäftigten in ihren Ländern nach wie vor anfällig für den wirtschaftlichen Schock aufgrund von COVID-19 sind. Viele Arbeitnehmer hätten aufgrund der Lockdown-Maßnahmen und wegen schwacher Wohlfahrts- und Sozialversicherungssysteme ihr Einkommen verloren. Berufstätige Frauen seien von den Arbeitsunterbrechungen ebenso massiv betroffen, vor allem, wenn sie in Schulen tätig sind. Auch die Arbeitslosenzahlen hätten in vielen Ländern deutlich zugenommen, insbesondere in Moldawien, wo zahlreiche Wanderarbeiter in ihre Heimat zurückgekehrt seien.
Die Gewerkschaftsführer berichteten, dass auf Baustellen vielfach Materialien der BHI-Kampagne zum Internationalen Arbeitergedenktag genutzt wurden, um die Beschäftigten über ihre Rechte zu informieren und das Bewusstsein für die COVID-19-Schutzmaßnahmen und Gewerkschaftsforderungen zu schärfen. In Ländern wie Kasachstan und Russland, wo Gewerkschaften die Möglichkeit haben, Betriebe zu besuchen, trafen sich Gewerkschaftsführer mit den Beschäftigten, inspizierten die Sicherheitsmaßnahmen und organisierten Treffen im Freien, um sich die Anliegen der Beschäftigten anzuhören und zu helfen.
Die BHI-Mitgliedsverbände betonten zudem, sie hätten die Zeit des Lockdowns als Gelegenheit genutzt, um mit Hilfe moderner Online-Tools neue Formen der Kommunikation mit ihren Mitgliedern zu entwickeln. In Kasachstan haben viele Gewerkschaften neue Websites ins Netz gebracht.
Yuson beendete das Webinar mit der versöhnlichen Bemerkung, dass die COVID-19-Krise zwar zahlreiche Herausforderungen mit sich gebracht, aber auch Chancen für die Gewerkschaften eröffnet habe.
"Es ist tatsächlich eine Zeit voller Herausforderungen für Arbeitnehmer und Gewerkschaften. Aber auch eine Zeit der Chancen. Beispielsweise hat der Sonderberichterstatter des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen die Internationale Arbeitsorganisation aufgefordert, die Rechte auf Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz in ihre IAO-Kernarbeitsnormen aufzunehmen. Dies bietet uns die Gelegenheit, der Öffentlichkeit die Bedeutung der Gewerkschaften und der Sicherheit der Arbeitnehmer zu vermitteln", schloss Yuson.