Junge Beschäftigte der Region Lateinamerika/Karibik sprechen über Covid-19

08 May 2020 04:51


Am 24. April traf sich eine Gruppe junger Gewerkschafter in führenden Positionen von BHI-Mitgliedsverbänden in der Region Lateinamerika/Karibik zu einem virtuellen Meeting, um über die Auswirkungen von Covid-19 in ihren jeweiligen Ländern zu sprechen. Die jungen Beschäftigten aus Panama, Chile, der Dominikanischen Republik, Curaçao und Kolumbien berichteten von den Maßnahmen, die ihre Regierungen angesichts der Corona-Pandemie umgesetzt haben, und welche Folgen diese auf die Beschäftigung und Löhne der Arbeitnehmer in den Sektoren Bau, Baumaterialien und Holzwirtschaft haben.

„In unserem Verband sind viele junge Gewerkschaftsführer, die zusammen mit unseren anderen Mitgliedern bessere Bedingungen für den Arbeitsschutz verhandelt haben, etwa Sicherheitstunnel am Eingang zu den Baustellen, Wärmescanner zur Überprüfung, ob die Beschäftigten Fieber haben, und Produkte für die persönliche Hygiene. Wir fordern zudem eine vorbeugende Stilllegung aller Bauprojekte, da die Anzahl der Covid-Fälle im Land alarmierend schnell steigt“, so der Vorsitzende von FETRACOMA-Chile, Jorge Hernández.

Luis Fernando López von INTERGREMIAL (Kolumbien) sagte, die hohe Anzahl an Bauarbeitern in irregulären Beschäftigungsverhältnissen und Zeitarbeitern, die für Baumaterialienfirmen arbeiten, sowie die Senkung der Löhne um bis zu 40 Prozent in der Holzindustrie haben deutliche Auswirkungen auf das Leben der Arbeitnehmer in Kolumbien. Er fügte hinzu, dass Frauen 3 von 5 Arbeitslosen ausmachen, und dass davon 38 Prozent junge Beschäftigte sind.

„Vor diesem Hintergrund haben die jungen Gewerkschafter die Unternehmen aufgefordert, sie in die Verhandlungen einzubinden, damit wir unsere Vorschläge vorbringen und verhindern können, dass wir die ersten sind, die während einer Krise entlassen werden“, so López.  

Auch Carlim Lariely Espaillat von FETRACOM (Dominikanische Republik) teilt diese Einschätzung und erläutert, dass 57 Prozent der Beschäftigten in der Bauindustrie im Land keine regulären Arbeitsverträge haben. „Im Kontext der Covid-19-Pandemie und der darauffolgenden Schließung der Branche, sind es unter anderem die informell Beschäftigten, die am stärksten leiden.“ Die jungen Gewerkschafter arbeiten eng mit der Gewerkschaftsspitze zusammen, um zu helfen, mit anderen Arbeitnehmern in Kontakt zu treten, sei es über aktuelle Gesundheitsinformationen und virtuelle Workshops oder durch Beratung zur Rechtslage und Beschäftigung, wie Arbeitsplätze und Löhne in dieser problematischen Zeit geschützt werden können.“

Everone Samboe von der SEBI (Curaçao) berichtete aus seinem Land, dass die Regierung die Löhne der Beschäftigten im Bausektor um 50 Prozent gesenkt hat, als „vorübergehende Maßnahme“ angesichts der Gesundheitskrise. Er sagte, man hilft dem Gewerkschaftsvorstand bei den Verhandlungen für vorgezogenen bezahlten Urlaub und für eine Vermeidung von Kündigungen.  

Eliéser Córdoba von SUNTRACS (Panama) sprach über die aktuellen Verhandlungen zwischen seiner Gewerkschaft und der Baukammer von Panama (CAPAC), bei denen das Ministerium für Arbeit und Beschäftigung (MITRADEL) als Vermittler agiert. Durch die Verhandlungen hofft die Gewerkschaft, die Löhne der Bauarbeiter sichern zu können, die gegenwärtig aufgrund der Schließung des Sektors seit dem 20. März nicht arbeiten.  

Córdoba erläuterte, welche Rolle die jungen Beschäftigten bei den Verhandlungen spielen. „Junge Menschen sind ein wichtiger Teil der Gesamtstruktur unserer Gewerkschaft. Wir sind in Verhandlungen vertreten, in Betriebsausschüssen und Projektkommissionen zu Arbeitsschutz. Unsere Verhandlungen im Namen der Arbeitnehmer sind zwar erfolgreich, doch jetzt ist es unsere gemeinsame Verantwortung, diese Abkommen auch in die Praxis umzusetzen.“

Die jungen Gewerkschaftsführer stimmten darin überein, dass mehr Vorschläge von den jungen Beschäftigten in der Region umgesetzt werden sollen, um Arbeitsplätze und Löhne während der Covid-19-Krise zu schützen. Vorschläge bzw. Anträge werden an den regionalen Jugendausschuss für die Region Lateinamerika/Karibik geschickt, der diesen Monat eine virtuelle Sitzung abhält.