Konferenz in Berlin weist auf zahlreiche Herausforderungen für die globale Wirtschaft hin

03 July 2017 15:57

 

Die weltweiten Migrationsbewegungen verändert die Strukturen der globalen Wirtschaft und damit einhergehend auch die globale Gewerkschaftsbewegung. Im Rahmen der Globalen BHI-Konferenz über die Verbindung von Sport und Migration, die vom 27. bis 28. Juni in Berlin stattfand, kamen Vertreter von Gewerkschaften, Regierungen, multinationalen Unternehmen, Organisationen der Zivilgesellschaft und internationalen Sportgremien zusammen, um über die sich daraus ergebenden Herausforderungen zu diskutieren.

Sportliche Großveranstaltungen wie die Olympischen Spiele und die FIFA Fußball-Weltmeisterschaften kurbeln die internationale Migration durch ihre Anziehungskraft für Bauarbeiter in hohem Maße an. In Niedriglohnländern wie Nepal, Indien, die Philippinen, Vietnam und China locken Vermittlungsagenturen Arbeitnehmer mit dem Versprechen auf gute Arbeitsplätze und ein besseres Leben an. Mit ihrer Ankunft in den Zielländern sind viele der Migranten hoch verschuldet und werden gezwungen, tagtäglich viele Stunden lang unter extremen Bedingungen zu arbeiten. Dabei werden häufig ihre Bewegungsfreiheit und weitere Rechte extrem eingeschränkt.

BHI-Mitgliedsorganisationen in der ganzen Welt versuchen, die von sportlichen Großveranstaltungen ausgehende Anziehungskraft dafür zu nutzen, Strategien zur gewerkschaftlichen Organisierung dieser über keinerlei Schutz verfügenden Arbeitnehmer zu nutzen, um ihre Arbeitnehmerrechte besser schützen zu können. Arbeitsmigranten tragen inzwischen mit rund 30% zum nepalesischen Bruttoinlandsprodukt bei. Ein Vertreter des nepalesischen Gewerkschaftsdachverbands GEFONT berichtete im Rahmen der BHI-Konferenz, dass seine Organisation ein globales Netzwerk von Arbeitnehmern und Gewerkschaftsaktivisten aufgebaut habe, die mit Gewerkschaften in Südkorea und Malaysia für den Schutz der Rechte der nepalesischen Arbeitnehmer im Bausektor zusammenarbeiten.

Der Präsident des Koreanischen Verbands der Gewerkschaften im Baugewerbe KFCITU ging auf verschiedene Initiativen seines Verbandes zum Schutz der Arbeitnehmerrechte ein. Er erklärte, dass seine Organisation dazu beigetragen habe, die Auszahlung ausstehender Löhne für illegal beschäftigte vietnamesische Arbeitsmigranten zu bewirken. Zehn Stahlarbeiter erhielten über drei Monate lang keinen Lohn, was zu einem Rückstand in Höhe von USD 150.000 geführt hatte. 

Ein Vertreter der indischen Bau- und Holzarbeitergewerkschaft INBCWWF ging auf die von seiner Organisation durchgeführten Orientierungsschulungen für Arbeitnehmer ein, die im Ausland nach einer Beschäftigung suchen.

Der Präsident der türkischen Gewerkschaft YOL-IS erläuterte, dass inzwischen fast sechs Millionen Migranten vor dem Krieg in Syrien in die Türkei, den Libanon und nach Jordanien geflohen seien.

Im Spätsommer 2015 öffnete Deutschland seine Grenzen für Tausende Flüchtlinge und Migranten. Nach Angaben von Monika Bergen vom Flüchtlingsrat Berlin war die deutsche Bevölkerung nur unzureichend auf diesen Zustrom vorbereitet, was teilweise zu einer starken Ablehnung von Migranten und Flüchtlingen in der Gesellschaft geführt habe.

Michelle Leighton, Leiterin der Abteilung für Migration innerhalb der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) erklärte, dass es bislang keinen globalen Konsens im Hinblick auf die Definition für sichere und menschenwürdige Migration gebe. Die ILO vertritt den Standpunkt, dass den Migranten eine faire Behandlung zustehe. So betonte Michelle Leighton in ihrem Vortrag die Bedeutung des Grundsatzes „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, da insbesondere die unterschiedliche Behandlung von Arbeitnehmern zu Sozialdumping und unfairem Wettbewerb führen würde.

Gonzalo Mercado vertritt das Nationale Netzwerk zur Organisierung der Tagelöhner in den Vereinigten Staaten, das mehr als 30 Organisationen und Arbeitnehmerzentren umfasst. Er ging in erster Linie auf die zahlreichen Risiken ein, mit denen insbesondere aus Zentralamerika und Mexiko kommende Arbeitsmigranten in den USA konfrontiert sind. So betonte er, dass in den USA derzeit die Tendenz zur Kriminalisierung von Migranten bestehe. Diese habe sich durch die von der Trump-Regierung eingeleiteten Maßnahmen im Hinblick auf ein striktes Durchgreifen gegenüber illegalen Einwanderern und durch den vom Obersten Gerichtshof der USA getroffenen Beschluss zur Aufrechterhaltung des Einreiseverbots noch weiter verschärft.

Im Jahr 2018 werden die Regierungen der Welt bei den Vereinten Nationen zusammenkommen, um Zielsetzungen für die Migration einschließlich der Arbeitsmigration festzulegen. Diese Zusammenkunft stellt für die Gewerkschaften in der ganzen Welt eine Chance dar, ein faireres System für Migration und strenge Regelungen gegen die Ausbeutung von Arbeitsmigranten festzulegen, damit ihre Rechte verteidigt werden können. Die BHI wird sich in dieser Angelegenheit an vorderster Front engagieren, um die Interessen der Arbeitnehmer im Bau- und Baumaterialien- sowie im Holz- und Forstsektor angemessen zu vertreten.