Österreich: 20. GBH-Kongress „Fair Work 4.0 - Better Life“

06 November 2019 08:33


Unter dem Motto „Fair Work 4.0 – Better Life“ (Faire Arbeit 4.0 – Besseres Leben) fand vom 28. bis 30. Oktober 2019 in Wien, Österreich, der 20. Kongress der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) statt. Nahezu 400 Delegierte und rund 100 internationale Gäste nahmen daran teil.  

Die Delegierten besprachen den Tätigkeitsbericht der Gewerkschaft, der auch die GBH-Organisationskampagne 2016 beinhaltet, die der Organisation 10.800 neue Mitglieder brachte (darunter 2.700 aktive Betriebsratsmitglieder und 44 Landessekretäre).

Die von der neuen Regierung seit 2017 eingeleiteten Veränderungen in der Arbeits- und Sozialgesetzgebung Österreichs erforderten neue und zeitnahe Antworten auf die vielen Herausforderungen, mit denen die Bau- und Holzarbeiter des Landes konfrontiert sind. Das 150-jährige Jubiläum der GBH im Jahr 2017 erinnerte die Gewerkschaft an ihre Wurzeln sowie ihre zahlreichen bereits durchgeführten Aktionen.

Josef Muchitsch wurde mit 98 Prozent der Stimmen als Präsident bestätigt und betonte: „Wir sind eine junge, innovative, effiziente und moderne Gewerkschaft. Im Sinne der Nachhaltigkeit haben wir unseren Kongress weitgehend papierlos organisiert. Nicht zuletzt dadurch haben wir bewiesen, dass wir stets bereit sind, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Wir sehen Digitalisierung auch als Chance und nutzen sie im Interesse der Arbeitnehmer.“

 Die Delegierten verabschiedeten das Arbeitsprogramm der GBH für die nächsten fünf Jahre, das die Bedeutung der Zusammenarbeit auf europäischer und internationaler Ebene – über nationale Grenzen hinweg – unterstreicht.

Wir leben in einem Europa ohne Grenzen, in dem wir Lösungen für nationale Probleme heute auf internationaler Ebene finden müssen. Wir werden unseren Kampf gegen Lohn- und Sozialdumping und für fairen Wettbewerb entschlossen fortsetzen. Durch Einführung einer „Baukarte“ wollen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung zum Nutzen der Arbeitnehmer einsetzen und Mitarbeiter auf Baustellen elektronisch erfassen. Damit gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt im Kampf gegen Lohndumping. Flexibilität muss fair sein. Im Kontext von Digitalisierung, Automatisierung und Flexibilität werden wir neue Arbeitszeitmodelle zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit benötigen. Gesundheitsschutz ist für die Mitarbeiter unserer Branchen dabei von ganz besonderer Bedeutung. Arbeit darf Arbeitnehmer nicht krank machen“, so Josef Muchitsch.    

BHI-Generalsekretär Ambet Yuson fügte an: „Gestatten Sie mir, heute – im Rahmen Ihres Kongresses – die BHI-Publikation zur Zukunft der Arbeiter am Bau offiziell vorzustellen. Diese Studie wurde unter Leitung Ihres Präsidenten Josef Muchitsch erstellt, der die BHI – als Vorsitzender der BHI-Arbeitsgruppe zur Zukunft der Arbeit – in diversen globalen Foren zu diesem Thema vertreten wird, um sicherzustellen, dass unsere Anliegen und Empfehlungen Berücksichtigung finden.“

Die Rechte und Interessen von 240.000 Arbeitnehmern in den Bereichen Bau, Stein und Holz sind in 23 Tarifverträgen geregelt. Durch Kampagnen wie die Initiative „Nein zur 12 Stunden/60 Stunden-Woche“ hat sich die GBH als führend erwiesen, wenn es darum geht, spezifische Themen oder ganze Themenkomplexe auf nationaler oder auch europäischer Ebene zur Sprache zu bringen. Hitzestress ist ein weiteres wichtiges Thema für die Gewerkschaft – hier hat sie für Bauarbeiter eine tarifvertragliche Regelung erreicht, die seit dem 1. Mai 2019 (bei Temperaturen von mehr als 32,5 °C) greift. Ebenfalls von großer Bedeutung waren die Kampagnen „Umwelt + Bauen“ sowie „Faire Vergaben sichern Arbeitsplätze“, wobei letztere zu einer Regelung führte, die Auftraggeber (Kunden) von Projekten im Vertragswert von über EUR 100.000 (Subunternehmerleistungen inbegriffen) seit dem 1. März 2019 zur Registrierung in der Datenbank (BUAK) verpflichtet und die betreffenden Angebote einer obligatorischen Überprüfung unterwirft.