„Solidarität stärkt unseren Kampf“ — die Geschichte eines Gewerkschaftsführers aus Indonesien

07 June 2020 14:53


Von Khamid Istakhori, SERBUK-Generalsekretär

Als Tajudin 2017 seine Arbeit für das chinesische Bauunternehmen Guangdong Power Engineering Co Ltd begann, das Sumsel 1 PLTU baut, verstanden weder er noch seine Kollegen ihre Arbeitnehmerrechte, und das Unternehmen informierte sie auch nie darüber. Zu der Zeit hatten die Beschäftigten keine Verträge, ihre Löhne lagen unter dem gesetzlichen Minimum, es wurde kein Überstundenzuschlag bezahlt und es gab keine gesetzlich festgelegten Zahlungen für Sozialschutz.  

„Wir waren unterbezahlt und die Firmen kürzten unsere Löhne oftmals. Unsere Rechte wurden nicht geachtet oder geschützt“, berichtete Tajudin. Er sagte, das Unternehmen könne Arbeitnehmer ohne gerechtfertigten Grund entlassen und Beschäftigten ihre Löhne kürzen, wenn sie nur fünf Minuten zu spät zur Arbeit erscheinen.

Tajudin zufolge bekamen die Beschäftigten nur unzureichende persönliche Schutzausrüstung, und es gab zahlreiche Arbeitsunfälle. „Wenn wir einen Unfall hatten, erlitten wir einen doppelten Verlust. Wir mussten für unsere Behandlung im Krankenhaus aufkommen und unsere Löhne wurden beschnitten, solange wir krank waren und nicht arbeiten konnten“, sagte er.

Als einige seiner Kollegen entlassen wurden und ihre Löhne ausblieben, kam Tajudins Führungsstärke zum Tragen. Die Arbeitnehmer traten auf der PLTU-Baustelle für einige Stunden in Streik, und das Unternehmen reagierte, indem es Arbeitnehmervertreter zu Verhandlungen einlud. Das Unternehmen kam den Forderungen der Arbeitnehmer irgendwann nach, machte die Kündigungen rückgängig und bezahlte die Löhne.  

„Dieser kleine Sieg hat uns sehr zum Nachdenken gebracht“, sagte Tajudin. „Es stellte sich heraus, dass wir durchaus etwas verändern können, wenn wir uns zusammenschließen.“

Gestärkt durch ihre Streikerfahrung und nach Gesprächen mit mehreren Gewerkschaften in der Region Muara Enim beschlossen die Arbeitnehmer, eine Gewerkschaft zu gründen. Ihr Selbstvertrauen wuchs noch mehr, als ihre Arbeitnehmerorganisation im Oktober 2019 beim Muara Enim Manpower Office formell registriert wurde.

Tajudin wurde zum Vorsitzenden der Gewerkschaft bei PT Guangdong Power Engineering Co Ltd gewählt. Er steht heute an der Spitze der Arbeitnehmer, die dabei helfen, ein 35.000-Watt-Mega-Stromprojekt mit mehreren Baustellen zu bauen, das vom indonesischen Präsidenten Joko Widodo auf den Weg gebracht worden war.  

Nach der Konsolidierung und Anwerbung von Mitgliedern bat die Gewerkschaft um Gespräche und Verhandlungen mit PT Guangdong und forderte die Arbeitnehmerrechte gemäß indonesischem Recht ein, darunter faire Beschäftigungsverträge, Mindestlöhne, Bezahlung für Überstunden, Sozialschutz für alle Arbeitnehmer und die Übernahme von Verantwortung seitens des Unternehmens bei Arbeitsunfällen.  

Nachdem mehrere Anträge auf Verhandlungen abgelehnt worden waren, beschloss die Gewerkschaft schließlich, zu streiken; der Streik dauert über zwei Wochen, vom 9.-23. März dieses Jahres, und wurde beendet, als das Unternehmen endlich mit der Gewerkschaft ein Abkommen im Parlamentsgebäude von Muara Enim unterzeichnete.  

Am nächsten Tag jedoch weigerte sich die Firma, die Arbeitnehmer zu bezahlen, was zeitlich mit der Umsetzung einer Covid-19-Quarantäne durch die Regionalregierung zusammenfiel.

„Das Unternehmen hat wieder einmal gegen die Regeln verstoßen. Während der Ausgangssperre dürfen wir nicht arbeiten, doch man nimmt dies als Vorwand, unsere Löhne nicht zu zahlen.“

Die Gewerkschaft wird jetzt von den regionalen Behörden unterstützt, darunter dem leitenden Distriktvertreter von Muara Enim, der dem Unternehmen eine Frist von zwei Wochen gesetzt hat, um die Probleme im Betrieb zu lösen (diese läuft am 2. Juni aus).  

Tajudin stellte fest, dass für ihn die wichtigste Erkenntnis darin bestanden hat, welche Macht die Solidarität aller an diesem Kampf beteiligten Personen hat.  

„SERBUK hat die Mitglieder finanziell unterstützt, die sich an dem Streik beteiligt haben, über Online-Petitionen, Massenmobilisierung und Fundraising. Wir haben von Seiten der BHI breite Unterstützung erfahren, von Mitgliedsverbänden aus Malaysia, Kambodscha, Thailand und den Philippinen und sogar von Baugewerkschaften aus entfernten Ländern wie Kirgisistan“, sagte Tajudin.  

„Jetzt wissen wir, worin unsere Stärke liegt. Jetzt wissen wir, wo Solidarität zu finden ist. Dank der Solidarität der Arbeiterschaft verstärken wir unseren Kampf“, so Tajudin.