Hocherfreut zeigte sich die Gewerkschaft STIEU über ihren beim Berufungsgericht in der malaysischen Stadt Kota Kinabalu (Bundesstaat Sabah) erzielten Erfolg. Sie war erleichtert über das Urteil des Gerichtshofs, mit dem ein erneuter Versuch des Holzunternehmens Sabah Forest Industries’ (SFI), die Anerkennung der Gewerkschaft zu verhindern, abgewiesen worden war. Zwar verfügt SFI über die Möglichkeit, das Urteil innerhalb von 30 Tagen anzufechten. Allerdings bedeutet das Urteil eine wichtige Etappe in diesem fast seit 30 Jahren andauernden Kampf um die gewerkschaftliche Anerkennung und die Aufnahme von Tarifverhandlungen.
“Die Gewerkschaft STIEU verkörpert die Grundidee einer Gewerkschaft, da sie sich mit unablässigem Einsatz für die Arbeitnehmerrechte einsetzt,“ so BHI-Generalsekretär Ambet Yuson. „Die BHI ist unglaublich stolz auf diesen Kampf. Gewerkschaften aus der ganzen Welt haben der STIEU zu zahlreichen Anlässen ihre Solidarität zum Ausdruck gebracht. Die Gewerkschaft ist ein inspirierendes Beispiel für Arbeitnehmer auf der ganzen Welt.”
Zu drei verschiedenen Gelegenheiten griff SFI auf Berufungsverfahren und andere Verzögerungstaktiken zurück, um die Aufnahme von Tarifverhandlungen zu vereiteln. Durch das Fehlen eines Tarifabkommens lagen die Löhne und Arbeitsbedingungen bislang bei den vom malaysischen Gesetz vorgeschriebenen Mindeststandards. Zu Beginn dieses Jahres führte STIEU bei SFI elf Tage lang Streikaktionen bei großer Hitze durch, um das Unternehmen zum Ausgleich von Lohnrückständen aufzufordern. Der Erfolg dieser Aktion erhöhte den Ansporn für die Gewerkschaft, ihren Kampf für die Einhaltung von Respekt und Würde am Arbeitsplatz fortzusetzen.
Im vergangenen Jahr entzog der Forest Stewardship Council (FSC) dem Unternehmen SFI seine Zertifizierung, da es wiederholt auf Berufungsverfahren zurückgriff, um die Arbeitnehmerrechte auf Vereinigungsfreiheit und Tarifverhandlungen zu untergraben. Zu Beginn dieses Jahres wurde SFI aus denselben Gründen auch die PEFC Chain of Custody -Zertifizierung entzogen. Die International Financial Corporation (IFC), die sich als Teil der Weltbank auf private Investitionen spezialisiert hat, führt derzeit eine Untersuchung durch, inwieweit gegen eigene Due Diligence-Verfahren verstoßen wurde. Die Bank hatte 500 Millionen US-Dollar in SFI und ihre indische Muttergesellschaft BILT investiert.
“Für unsere Gewerkschaft ist dies nur die Spitze des Eisbergs,“ erklärt STIEU-Generalsekretär Engrit Liaw. „Der SFI-Standort in Sipitang ist bereits seit Monaten infolge grober Verstöße gegen Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen außer Betrieb. Im Jahr 2015 verloren drei Beschäftigte des Unternehmens bei Arbeitsunfällen ihr Leben. Diese Todesfälle hätten verhindert werden können, wenn die Arbeitnehmer die Möglichkeit zur Mitsprache gehabt hätten. Daher setzen wir uns jetzt mit großem Nachdruck dafür ein. SFI wird uns nicht erneut ignorieren.”
Nach Ablauf der dreißigtägigen Berufungsfrist für SFI muss die STIEU sich nun zunächst im Rahmen einer geheimen Wahl bestätigen lassen, um im Anschluss Tarifverhandlungen in die Wege leiten zu könne.