#WomenSpeak: Gewerkschafterinnen müssen mehr Frauen organisieren

 *Ein Interview mit Bishnu Maya Shrestha von der Gesamtnepalesischen Baugewerkschaft (ANCWU).

 

Können Sie uns kurz erzählen, wie Sie Gewerkschafterin wurden? 


Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Ich bin von meinem Mann, mit dem ich in jungen Jahren verheiratet war, gesetzlich getrennt. Ich hatte die Möglichkeit, eine weiterführende Schule zu besuchen und hätte gern mehr Bildung erhalten, wenn meine Familie sich nicht in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befunden hätte. Um mich um meine Kinder zu kümmern, begann ich 2009, im Baugewerbe zu arbeiten. Ich habe als Maurerin angefangen. Nachdem ich eine Ausbildung absolvierte, wurde ich Malerin. Durch meine Arbeit als Bauarbeiterin wurde ich mit zahlreichen Problemen konfrontiert, denen Frauen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Dazu zählen geschlechtsspezifische Diskriminierung, niedrige Löhne (sogar niedriger als die von Männern) und das Betrogenwerden durch Auftragnehmer. Im Jahr 2011 wurde ich der Gesamtnepalesischen Baugewerkschaft (ANCWU) vorgestellt und wurde bald Mitglied. Aufgrund meiner engagierten Gewerkschaftsarbeit wurde ich Vorsitzende der regionalen Einheit, später Bezirkssekretärin und jetzt bin ich Mitglied des Zentralkomitees der Gewerkschaft.    

 

Was sind die größten Herausforderungen bei Ihrer Arbeit als Arbeiternehmerin?

Die größte Herausforderung für mich als Arbeiternehmerin ist die geschlechtsspezifische Diskriminierung, die sich in niedrigen und ungleichen Gehältern, langen Arbeitszeiten, die uns Zeit für unsere Familien nehmen, Mobbing, fehlendem Zugang zu Arbeitsmöglichkeiten, fehlender Überstundenvergütung, Zahlungsverzögerungen durch Zeitarbeitsfirmen und mangelhaften Einrichtungen am Arbeitsplatz niederschlägt. Eine weitere Herausforderung für weibliche Arbeitskräfte sind die begrenzten Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, um unsere Qualifikationen zu verbessern und unsere Beschäftigungsfähigkeit und wirtschaftliche Stellung zu erhöhen. 


Wie können Sie als Arbeitnehmerin und Gewerkschafterin diese Probleme lösen?

Arbeitnehmerinnen sind aufgrund der patriarchalischen Denkweise unserer Gesellschaft mit verschiedenen Problemen konfrontiert. Diskriminierung, Ausbeutung, Ausschluss von Arbeitsmöglichkeiten und niedrige Gehälter sind Probleme, denen Frauen sich am Arbeitsplatz häufig gegenübersehen. Um diese Probleme zu lösen, müssen Gewerkschafterinnen mehr Arbeitnehmerinnen organisieren, ihre Probleme mit den Arbeitgebern diskutieren und dazu beitragen, mehr Druck auf die Regierung auszuüben, damit diese Probleme im Rahmen des Arbeitsrechts effektiv angegangen werden.


Wir müssen außerdem unter den Arbeitnehmerinnen ein Bewusstsein für unsere Arbeitsrechte und gesetzlichen Ansprüche verbreiten und durch verschiedene Schulungen neue Fähigkeiten entwickeln, um bessere Arbeitsmöglichkeiten und Löhne zu erhalten.


Was bedeutet eine gleiche und bessere Zukunft für Sie?

Als weibliche Führungskraft und Arbeitnehmerin setze ich mich immer für die Gleichstellung von Frauen in allen Gewerkschaftsgremien und Führungsstrukturen ein. Ich glaube, dass wir die Geschlechterparität sowohl auf organisatorischer als auch auf gesellschaftlicher Ebene verwirklichen können, wenn weibliche Beschäftigte gleich behandelt, anerkannt und aktiv an der Entscheidungsfindung beteiligt werden. 


Welche Rolle sollten Ihrer Meinung nach Frauen bei der wirtschaftlichen Erholung nach COVID-19 spielen

Arbeitnehmerinnen, vor allem gering qualifizierte und Arbeitnehmerinnen mit zeitlich befristeten Verträgen, verloren ihre Arbeit durch die COVID-19-Pandemie als Erste. Gleichzeitig leiden diejenigen, die es geschafft haben, angestellt zu bleiben, unter den fehlenden Vorkehrungen ihrer Arbeitgeber für persönliche Schutzausrüstung (PSA) und COVID-19-Schutzmaßnahmen. Viele Arbeitnehmerinnen sind zudem Opfer von häuslicher Gewalt und durch zusätzliche Betreuungsarbeit belastet. 


Als weibliche Führungskräfte und Gewerkschafterinnen müssen wir aktiv die Beschwerden von Arbeitnehmerinnen aufgreifen, ein offenes Ohr für ihre Nöte und Freuden haben und das Bewusstsein für COVID-19-Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen schärfen. 


Gewerkschafterinnen müssen sich außerdem mit Nachdruck für den freien und gleichberechtigten Zugang zu COVID-19-Impfstoffen für alle Beschäftigten einsetzen. 2017 verabschiedete Nepal das beitragsbasierte Sozialversicherungsgesetz. Wir müssen unsere Lobbyarbeit intensivieren, um den Bausektor vollständig abzudecken. 


*#WomenSpeak ist ein monatlich veröffentlichter Artikel zu geschlechtsspezifischen Themen und Anliegen, der von verschiedenen Arbeitnehmerinnen der BHI-Mitgliedsorganisationen verfasst wird. Er soll Arbeitnehmerinnen mehr Räume und Plattformen bieten, um ihre Gedanken und Anliegen zu einer Vielzahl von Themen äußern zu können, die für sie als Arbeitnehmerinnen und vor allem als Frauen wichtig sind.