Berlin: Gemeinsame Inspektionen machen Baustellen für Mega-Sport-Events für alle Arbeitnehmer sicherer

03 July 2017 16:06


 

Hinter sämtlichen sportlichen Großveranstaltungen unserer Zeit steht eine Vielzahl an unter unsicheren Bedingungen beschäftigten Bauarbeitern. Die Situation auf den Baustellen für Stadien und Infrastrukturen für diese Großveranstaltungen ist häufig sehr undurchsichtig und oftmals mangelt es an Regulierungen,” erklärt BHI-Generalsekretär Ambet Yuson den Teilnehmern der Globalen BHI-Konferenz über die Verbindung von Sport und Migration, die vom 28. bis 29. Juni in Berlin stattfand”.

“Die Arbeitnehmer bauen die Austragungsorte und Infrastrukturen, die für die Durchführung von sportlichen Großveranstaltungen erforderlich sind. Hier arbeiten Arbeitsmigranten. Hier sind Arbeitnehmer unter prekären Beschäftigungsbedingungen tätig. Sie sind unterbezahlt. Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz ist für sie häufig nicht gewährleistet. Tagtäglich setzen sich die BHI und ihre Millionen Mitglieder weltweit dafür ein, dass die Arbeitnehmerrechte dieser Menschen geschützt und die Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen an ihren Arbeitsplätzen verbessert werden. Und das funktioniert!”

Die Kooperation zwischen der BHI und dem Planungsgremium der katarischen Regierung für die Fußball-WM 2022 (SCDL), zeigt, dass derzeit vieles in Bewegung ist.

Auf Grundlage der im Jahr 2016 zwischen der BHI und dem SCDL ausgehandelten Absichtserklärung wurde ein Programm für gemeinsame Gesundheits- und Sicherheitsinspektionen sowohl an den Arbeitsplätzen als auch an den Unterkünften ausgearbeitet. Bislang hat das gemeinsame Team von BHI und SCDL Inspektionen im Al Wakrah und im Al Bayt-Stadium durchgeführt. Darüber hinaus besuchte es Unterkünfte, die von der belgischen Sixco-Gruppe, dem italienischen Konzern Salini Impregilio sowie dem indischen Unternehmen Larsen & Toubro betrieben werden.

Simon Hester, verantwortlicher Inspektor der britischen Arbeitsschutzbehörde (HSE) nahm bereits zweimal an den gemeinsamen Inspektionen teil.Die Baustellen, die er im Rahmen seiner Inspektionen besuchte, haben gute Fortschritte hinsichtlich der Sicherheitsstandards gemacht. Allerdings ist das Bewusstsein für die Gesundheit am Arbeitsplatz insbesondere im Hinblick auf die große Hitzebelastung für die Arbeitnehmer in Katar noch nicht sehr ausgeprägt.” 

Geert Aelbrecht, Direktor für Humanressourcen und Kommunikation sowie Geschäftsführungsmitglied der zum Sixco-Konzern gehörenden Besix-Gruppe, die für den Bau der Stadien Khalifa and Al-Wakrah verantwortlich ist, stellte fest, dass die gemeinsamen Inspektionen positive Auswirkungen für sein Unternehmen haben.

So helfen sie ihm dabei, die Methoden zur Überprüfung der Gesundheits- und Sicherheitsbedingungen weiter zu verbessern. Darüber hinaus betonte er, dass das Unternehmen sich dafür engagiert, ähnliche Standards auf sämtlichen Baustellen einzuhalten und mit den Bauherren zusammenzuarbeiten, um Arbeitsunfälle zu vermeiden und die Bedingungen vor Ort zu verbessern.

Die Interventionen seitens der Gewerkschaften haben Einfluss auf die öffentliche Wahrnehmung und führen zu konkreten Verbesserungen für die Arbeitnehmer.Darüber hinaus haben sich die gemeinsamen Inspektionen zu einem wesentlichen Element der Vorgehensweise der BHI entwickelt. Infolge einer zwischen der BHI, ihrer russischen Mitgliedsorganisation RBWU und der FIFA und des lokalen FIFA-Organisationskomitees ausgehandelten Absichtserklärung wurden 16 gemeinsame Inspektionen durchgeführt. Dabei standen die Gesundheits- und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie die Beschäftigungs- und Lebensbedingungen der Arbeitsmigranten im Zentrum.

Die Notwendigkeit dieser Interventionen liegt auf der Hand. So waren auf den Baustellen für die Fußball-WM in Russland in den Städten Wolgograd, Rostow am Don und St. Petersburg mindestens 17 Arbeitsunfälle mit tödlichem Ausgang zu verzeichnen. Darüber hinaus berichteten die internationalen Medien, unter anderem auch das norwegische Magazin Josimar, ausführlich über die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der nordkoreanischen Arbeitsmigranten, die auf den Baustellen des Stadions in St. Petersburg beschäftigt waren.

RBWU-Präsident Boris Soshenko betonte, dass trotz der durch die Inspektionen erzielten Verbesserungen weiterhin Mängel bestehen. So würden häufig die Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten und die Arbeitnehmer würden nicht entsprechend geschult. Darüber hinaus würden ihnen keine Informationsmaterialien zu dieser Thematik zur Verfügung gestellt.

Die BHI engagiert sich dafür, dass die internationalen Arbeits- und Menschenrechtsstandards in die Ausschreibungsdokumente für sportliche Großveranstaltungen integriert werden. 

Zudem setzen sich die Gewerkschaften aus Ländern, die sich um die Austragung zukünftiger Veranstaltungen bewerben, aktiv bei ihren Regierungen dafür ein, dass die Arbeitnehmerrechte in ihren Bewerbungen als zentrale Bestandteile aufgenommen werden!”