BHI akzeptiert Einladung des UN-Sonderberichterstatters als Beitrag für die Wohnungsbaupolitik in Brasilien

11 December 2017 10:12

 

Die BHI-Region Lateinamerika und Karibik brachte sich kürzlich in den internationalen Prozess der Förderung des sozialen Wohnungsbaus auf der Grundlage der von der UN-Kommission für Menschenrechte ins Leben gerufenen Wohnungsbaupolitik ein. Die BHI ergriff die Gelegenheit, eine Reihe von strategischen organisatorischen Prioritäten in den Themenbericht des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen im Vorfeld seiner 37. Sitzung einzubringen.

Brasilien ist eines der Länder mit den größten Wohnungsdefiziten weltweit. So hat der Mangel an Wohnungen im Land in quantitativer und qualitativer Hinsicht ein Ausmaß, wie es ansonsten nur in Indien und Südafrika vorhanden ist. Aus ersten Studien geht hervor, dass es derzeit an 6 Millionen Wohnungen im Land mangelt. Dies bedeutet, dass fast 20 Millionen Brasilianer kein Dach über dem Kopf haben, was etwa 10 % der Bevölkerung des gesamten Landes ausmacht.

Der Mangel an Wohnraum lässt sich in allen Regionen des Landes beobachten – auch in den Zentren der größten Städte mit einer sehr entwickelten Infrastruktur. So mangelt es etwa in São Paulo an über 230.000 Wohneinheiten. Den Angaben der Stadtverwaltungen der zwei reichsten Städte Brasiliens – Rio de Janeiro und São Paulo – zufolge, übernachten in beiden Städten mehr als 15.000 Menschen jede Nacht im Freien.

In diesem Zusammenhang hat die BHI die absolute Notwendigkeit unterstrichen, die mehr als 15.000 Bauprojekte landesweit, deren Finanzierung bereits genehmigt (aber noch nicht an die entsprechenden Stellen überwiesen wurde), zu beginnen bzw. wiederaufzunehmen.Nach den Worten von Bebeto Galvão, dem regionalen BHI-Vizepräsidenten der Region Lateinamerika und Karibik verursachen „auf Eis gelegte Bauprojekte nicht zu ermessende finanzielle Verluste, blockieren die Schaffung neuer Arbeitsplätze und verhindern das Generieren von Einkommen der Arbeitnehmer im Sektor.

IDarüber hinaus verbessert sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt sowie die soziale Situation der Menschen nicht und es entstehen ernsthafte Probleme, die letztendlich dazu führen, dass hohe Summen von öffentlichen Geldern einfach verschwendet werden.“ Die ins Stocken geratenen Bauprojekte beeinträchtigen die gesamte Gesellschaft. So führen sie häufig zu einer Abwertung von Wohneigentum und führen häufig Kleinunternehmen in den Bankrott.

Als Reaktion auf diese dramatische Situation im Land nehmen derzeit viele Brasilianer an Hausbesetzungsaktionen teil. Die Bewegung der obdachlosen Arbeitnehmer (MTST) hat bereits in vielen der größten brasilianischen Städte Besetzungsaktionen organisiert. Die MTST ist eine Bewegung, die städtische Arbeitnehmer an ihren Wohnorten, in den Vororten der großen brasilianischen Städte, organisiert. Der brasilianische Städtebau ist von einer tiefgreifenden sozialen und räumlichen Trennung durchzogen, der zwei verschiedene Arten von Lebensrealitäten auf dem Gebiet ein und derselben statt. So gibt es auf der einen Seite Stadtgebiete, in denen sich die für ein menschenwürdiges städtisches Leben notwendigen Infrastrukturen konzentrieren (Verkehr, Beleuchtung, sanitäre Anlagen, öffentliche Sicherheit usw.), während an den Peripherien Millionen von Menschen in jeder Hinsicht unter hoch prekären Bedingungen leben.

Angesichts des oben dargestellten Sachverhalts, forderte die BHI den UN-Sonderberichterstatter, der sich mit der Thematik einer adäquaten Wohnungsbaupolitik befasst, dazu auf, sich besonders mit den 10.000 Familien von Arbeitnehmern zu befassen, die ein 60.000 Quadratmeter großes Areal in der Stadt São Bernardo do Campo, im Bundesstaat São Paulo, besetzen. Als eine globale Gewerkschaft von Arbeitnehmern im Bausektor unterstützen wir die Besetzungskampagne in São Bernardo do Campo aus zwei Gründen: Zunächst einmal leben dort viele Arbeitnehmer aus unserem Sektor, die für andere Häuser bauen, selbst aber für sich und ihre Familien über keine Unterbringung verfügen. Zum anderen unterstützen wir die Kampagne, weil sie dazu führen würde, dass für die dort Lebenden unmittelbar Arbeitsplätze generiert würden.Angesichts der enormen sozialen Dimension des Problems und den unmittelbar damit in Verbindung stehenden Risiken, mit denen die Besetzer und ihre Familien konfrontiert sind, schlägt die BHI vor, dass die Thematik unverzüglich den Ländern vorgelegt wird, die für das Menschenrechtssystem der Vereinten Nationen verantwortlich sind. So kann schnell eine Lösung erarbeitet werden, die sowohl zu menschenwürdigem Wohnraum wie auch zur Schaffung von Arbeitsplätzen führt.

Der gesamte Text über den BHI-Beitrag zum Wohnungsbauprozess in Brasilien befindet sich hierauf der UN-Website in Englisch weiter: here.