Die Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI) engagiert sich als globaler Gewerkschaftsbund an vorderster Front für die Einhaltung von Arbeits- und Menschenrechten bei Großsportveranstaltungen. Aus diesem Grund veranstaltet sie nun eine Konferenz mit dem Titel "Kampagnen für Sportveranstaltungen in den 2020-Jahren: Erarbeitung von Strategien und Wahrnehmung von Chancen". Die gemeinsam von der Friedrich-Ebert-Stiftung und der IG Bau organisierte Veranstaltung findet vom 18. bis 19. September am Sitz der Friedrich-Ebert-Stiftung an der Hiroshimastraße 17 (Haus 1) in Berlin statt.
Die Konferenz findet zum richtigen Zeitpunkt statt, da die Diskussionen über die Wahrung der Menschenrechte bei Sportveranstaltungen an einen kritischen Punkt angelangt sind. Vor diesem Hintergrund stellt die BHI auf der Veranstaltung ihre Arbeit sowie ihre zukünftigen Pläne im Kontext von Großsportveranstaltungen vor. An den Diskussionen werden Vertreter wichtiger Interessengruppen aus Sportdachverbänden und Sportausschüssen teilnehmen. Dazu gehören der Weltfußballverband FIFA, der katarische Oberste Rat für Organisation und Nachhaltigkeit (SC) sowie die französische Gesellschaft SOLIDEO, eine öffentlichen Einrichtung, die mit der Überwachung der Vorbereitungen der Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris beauftragt ist. Darüber hinaus werden die auf das Sportrecht spezialisierte Juristin und ehemalige Leichtathletin Sylvia Shenk sowie Vertreter von BHI-Mitgliedsorganisationen anwesend sein, die Arbeitnehmer in London, Katar und Tokio gewerkschaftlich organisiert haben.
Dietmar Schäfers, Vizepräsident der IG BAU und Vorsitzender der Ad-hoc-Arbeitsgruppe Sport und Arbeit der BHI, erklärte im Vorfeld der Konferenz: „Dies ist eine großartige Gelegenheit, auf der Grundlage unserer bisherigen Erfahrungen weitere Strategien auszuarbeiten. Wir werden noch größere Erfolge erzielen, wenn wir gut auf das kurze Zeitfenster vorbereitet sind, in dem sich wichtige Strukturen etablieren. Zudem müssen wir Führungskräfte aus unseren Mitgliedsorganisationen für die Planung von Strategien gewinnen".
Im Zuge der Konferenz wird unter anderem ein Überblick über die von Erfahrungen der BHI im Kontext von Großsportveranstaltungen wie den Olympischen Sommerspielen 2012 in London, der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar und den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio gegeben. Im Zuge solcher Ereignisse stößt die BHI immer wieder auf unvorhergesehene Situationen, von denen einige auch unangenehm und enttäuschend sind.
Für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio hat sich die BHI gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationen sehr intensiv dafür eingesetzt, mit den für die Durchführung der Spiele verantwortlichen Gremien zusammenzuarbeiten. Besondere Sorge bereiten uns die anhaltenden Gefahren im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Aus diesem Grund wurde ein sorgfältig recherchierter und faktenbasierter Bericht über Risiken erarbeitet, auf dessen Grundlage einige Empfehlungen ausgesprochen werden konnten. Leider haben die für die Vorbereitung der Spiele verantwortlichen Gremien die von der BHI angesprochenen Probleme bislang nicht gelöst. Im Rahmen der Konferenz wird die BHI weitere ähnliche Beispiele vorstellen.
Andererseits wurden in Katar – einem Land ohne gewerkschaftliche Traditionen – bereits zahlreiche Fortschritte erzielt. Es ist allerdings zu betonen, dass auch hier noch Verbesserungspotential besteht. Obwohl die Gewerkschafts- und Arbeitnehmerrechte in Katar noch nicht vollumfänglich gewährt werden, besteht zwischen der BHI und den katarischen Behörden – unter anderem mit dem Obersten Rat für Organisation und Nachhaltigkeit sowie einigen wichtigen Unternehmen – eine gute Zusammenarbeit. So werden etwa gemeinsame Gesundheits- und Sicherheitsinspektionen durchgeführt. Darüber hinaus ist die BHI an der Ausbildung gewählter Vertreter der Arbeitnehmer-Wohlfahrtsausschüsse, die als Beschwerdemechanismen für die Arbeitnehmer dienen, beteiligt. So hat die BHI in vielerlei Hinsicht in Katar größere Fortschritte erzielt als in Japan.
In Paris, dem Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 2024 und in Deutschland, wo die Fußball-Europameisterschaft 2024 stattfinden wird, waren die Gewerkschaften von Anfang an in den Planungsprozess eingebunden. Die BHI hofft, dass diese beiden Veranstaltungen einen neuen „goldenen Standard“ für Großsportveranstaltungen setzen können, an dem alle zukünftigen Veranstaltungen gemessen werden. Dies bedeutet, dass eine hohe Sorgfaltspflicht nicht nur im Hinblick auf die Abläufe bei den Auftragnehmern, sondern auch bei den Subunternehmern und Lieferanten an den Tag gelegt werden muss. Zudem ist eine frühzeitige Zusammenarbeit mit Gewerkschaften auf nationaler und globaler Ebene erforderlich. Darüber hinaus müssen exemplarische Arbeitsnormen vorliegen, die von den Regierungen durch die Arbeitsaufsichtsbehörden durchgesetzt werden, und es muss im Hinblick auf die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zusammengearbeitet werden.
BHI-Generalsekretär Ambet Yuson betont: „Es ist wichtig, dass Großsportveranstaltungen frei von Verstößen gegen Menschenrechte und Arbeitsrechte sind. Wir sind der Auffassung, dass es möglich ist, Infrastrukturen für Großsportveranstaltungen bereitzustellen, bei denen keine Arbeitnehmer tödlich verunglücken und bei denen Gesundheits- und Sicherheitsprobleme auf das absolute Minimum reduziert werden. Wir halten es für möglich, dass Veranstaltungen durchgeführt werden, bei denen sämtliche Menschenrechte, einschließlich der Arbeitnehmerrechte, geachtet werden. Und wir alle sind fest entschlossen, dies zu verwirklichen."