Brasilien: Konkrete Strategien für die Inklusion von Arbeitnehmern mit Behinderungen

14 September 2017 15:07

 

Die BHI hat eine Partnerschaft mit der NGO 'Citizen's Space' geschlossen, die hauptsächlich für arbeitsmarktrelevante Themen eintritt. Im Rahmen einer Arbeitssitzung will die BHI mit dieser NGO von der Basis ausgehende Gewerkschaftsstrategien für die Inklusion von Arbeitnehmern mit Behinderungen entwickeln. In erster Linie geht es darum, die Ergebnisse der vor kurzer Zeit durchgeführten Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über gewerkschaftliche Aktionen zu verbreiten. Dadurch soll erreicht werden, dass die Interessen von Menschen mit Behinderungen noch mehr in der ILO-Agenda für menschenwürdige Arbeit berücksichtigt werden. Darüber hinaus verfolgt die Partnerschaft die Zielsetzung, Gewerkschaftszusammenschlüsse zu entwickeln und auszuweiten, damit die Gewerkschaften sich konzertiert für menschenwürdige Arbeit für Arbeitnehmer mit Behinderungen einsetzen können. Außerdem geht es darum, die Ergebnisse der Konferenz des Büros für Arbeitnehmeraktivitäten der Internationalen Arbeitsorganisation (ACTRAV) in die Praxis umzusetzen. In dieser im Mai dieses Jahres in Genf stattgefundenen Konferenz ging es um die Förderung menschenwürdiger Arbeit für Arbeitnehmer mit Behinderungen.

Das Treffen der BHI mit der NGO 'Citizen's Space' fand in São Paulo statt, um Aktivisten der NGO-Gemeinschaft mit den Gewerkschaftern zusammenzubringen. Die Organisatoren der Veranstaltung waren überrascht über die große Zahl der Vorregistrierungen und die hohe Anzahl der Teilnehmer. So waren 123 Teilnehmer aus 24 Städten zu verzeichnen. 14% gaben bei der Registrierung eine körperliche, visuelle oder geistige Behinderung an. Nahezu zwei Drittel von ihnen waren Gewerkschaftsmitglieder. Der Rest bestand aus Vertretern von Behörden, Arbeitgebern, Schulen und NGOs.

Die Veranstaltung stellte einen weiteren Schritt im Verlauf des derzeitigen kollektiven Prozesses der Entwicklung praktisch umsetzbarer Strategien zur Inklusion von Arbeitnehmern mit Behinderungen dar. Im Vorfeld war eine wichtige ILO-Studie ins Portugiesische übersetzt und den Teilnehmern zu Verfügung gestellt worden, die die verschiedenen Inklusionsmethoden in 50 unterschiedlichen Ländern darstellte. Die Studie wurde vom BHI-Regionalvertreter für Lateinamerika und die Karibik vorgestellt. Die Inklusion von Arbeitnehmern mit Behinderungen im formellen Arbeitsmarkt wurde von einem Experten der Intergewerkschaftlichen Abteilung für Statistik und sozioökonomische Studien DIEESE analysiert.

Sämtliche Teilnehmer wurden mit zwei Fragen konfrontiert: So wurden sie zum einen befragt, welche Hindernisse der Inklusion im Wege stehen. Zum anderen sollten sie beantworten, welche Strategien funktionieren, damit diese Barrieren überwunden werden können. Die Antworten zu diesen Fragen wurden gemeinsam im Rahmen eines Follow-up-Treffens analysiert. Aus dieser Auswertung ergaben sich fünf Themenfelder: Bewusstseinsbildung, Aus- und Weiterbildung, Barrierefreiheit, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und Tarifvereinbarungen. Diese Themenfelder werden in ein Unterstützungsschreiben aufgenommen, das als Schulungs-und Organisierungsinstrument in der Gewerkschaftsbewegung eingesetzt werden kann.