Am 11. Juli 2017 fand das erste vom FSC für acht lateinamerikanische BHI-Mitgliedsorganisationen aus dem Forstsektor organisierte Webinar zum Thema Forstzertifizierung statt. Die Forstzertifizierung gilt als sinnvolles Instrument zur Verteidigung der Arbeitnehmerrechte.Über die innovative FSC-Plattform konnte ein direkter und gleichzeitiger Kontakt zwischen 13 Gewerkschaftsführern, der BHI und Arbeitnehmern aus Chile, Brasilien, Kolumbien, Venezuela und Panama hergestellt werden. Eine jeweils aus drei Personen bestehende Gruppe konnte sich über einen Computerbildschirm in einem virtuellen Klassenraum begegnen. So konnte auch eine größere Anzahl an Arbeitnehmern, beispielsweise von den kolumbianischen Gewerkschaften SINTRAPIZANO in Barranquilla und SINTRATABLEMAC in Yarumal und Medellín an der Veranstaltung teilnehmen.
Zunächst erhielten die Teilnehmer einen allgemeinen Überblick über den FSC, seine Gründung im Jahr 1993 nach der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro, seine Struktur sowie seine Funktionsweise. Darüber hinaus wurde den Teilnehmern erläutert, welche Schritte die Organisationen zu durchlaufen haben, die neu in die Sozialkammer der Zertifizierungsorganisation aufgenommen werden. Im Verlauf des Workshops wurden darüber hinaus die Ablaufstrukturen innerhalb des FSC erläutert, die im Falle von Umweltproblemen sowie im Hinblick auf das Forstmanagement bzw. auf die Chain-of-Custody-Zertifizierung oder die Holzzertifizierung zur Anwendung kommen.
Darüber hinaus wurden die grundsätzlichen Abläufe des FSC-Zertifizierungsprozesses vor dem Hintergrund von zehn Prinzipien und Kriterien mit direktem Bezug zu arbeits- bzw. handelsrelevanten Themenfeldern erläutert. All diese Prinzipien gründen auch auf die aus acht internationalen Übereinkommen zu grundlegenden Arbeitsbeziehungen und -bedingungen bestehenden ILO-Kernarbeitsnormen. Die eigenen Bestimmungen des FSC beinhalten die Rechte auf Tarifvereinbarungen, Vereinigungsfreiheit, Geschlechtergleichheit, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, Forstmanagement, Garantie des von der lokalen Gesetzgebung vorgesehenen Mindestlohns, Schulungen der Arbeitnehmer sowie ein ausgewogenes Konfliktmanagement zwischen den Beteiligten, das darauf abzielt, das Leben der Arbeitnehmer und ihrer Umwelt zu schützen.
Die Teilnehmer des Webinars hatten darüber hinaus die Möglichkeit, Fragen zur Zertifizierung und zu den Prüfungsberichten zu stellen. Darüber hinaus wurde auf die Bedeutung der Mitwirkung der Gewerkschaften in den Prüfungsgremien hingewiesen, damit sie in den Prozess der Zertifizierungsvergabe an Unternehmen eingebunden werden können.
Des Weiteren wurde eine verstärkte Teilnahme von gewerkschaftlichen Führungskräften an sämtlichen Prüfungsprozessen des Forstmanagements innerhalb von Unternehmen insbesondere im Hinblick auf die Arbeitnehmerbelange gefordert. Zudem wurde im Verlauf des Webinars auf nicht zertifizierte Unternehmen eingegangen, die die Forstarbeiter in hohem Maße ausbeuten und über Emissionsgutschriften Gewinne erziele.
Darüber hinaus informierten die Teilnehmer sich über kolumbianische Unternehmen, die derzeit den Zertifizierungsprozess durchlaufen. Kolumbianische Gewerkschaften aus dem Forstsektor haben ihr Interesse zum Ausdruck gebracht, in den Prozess eingebunden zu werden, um die Abläufe mit zu überwachen und um Beiträge aus der Arbeitnehmerperspektive leisten zu können.