Die Jahreshauptversammlung des Schweizer Unternehmens LafargeHolcim in der Nähe von Zürich wurde von Gewerkschaftsprotesten begleitet. So forderten die Gewerkschaften den Zementkonzern dazu auf, Wort zu halten und eine globale Rahmenvereinbarung zu unterzeichnen, die den Schutz der Arbeitnehmerrechte in sämtlichen Niederlassungen weltweit festgelegt.
Neben der IndustriALL Global Union, der BHI, der Europäischen Föderation der Bau- und Holzarbeiter (EFBH) und der Schweizer BHI-Mitgliedsorganisation Unia waren auch Vertreter der Mitarbeiter von LafargeHolcim aus Niederlassungen in Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Indien, Indonesien, Italien, Uganda und den USA bei der Veranstaltung vertreten.
LafargeHolcim hatte im vergangenen Jahr seine Zusage zur Unterzeichnung einer globalen Rahmenvereinbarung erteilt, die die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte sicherstellt. Darüber hinaus wurden als integraler Bestandteil Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen festgelegt. Im Januar 2018 widerrief das Unternehmen jedoch seine Zusage und räumte erneut dem Gewinn die oberste Priorität ein, wodurch die Rechte und das Leben der Arbeitnehmer wiederum an die zweite Stelle rückten.
Seit der Fusion im Jahr 2015 hat LafargeHolcim 35.000 Arbeitsplätze abgebaut. Bis zum heutigen Tag haben Hunderte von Arbeitnehmern an ihren Arbeitsplätzen ihr Leben verloren. Im Jahr 2016 verstarben 86 Arbeiter bei der Ausübung ihrer Tätigkeit oder durch Folgeschäden; im Jahr 2017 verloren weitere 65 Mitarbeiter ihr Leben. Die Todesfallrate pro 100 Millionen Arbeitsstunden hat zugenommen. Auch im Jahr 2018 waren weiter Todesfälle zu beklagen.
BHI-Generalsekretär Ambet Yuson erklärte,
Die Tatsache, dass in den vergangenen zwei Jahren 152 Mitarbeiter des Konzerns ihr Leben verloren haben, ist in hohem Maße erschreckend. Hier wurde die Sorgfaltspflicht vernachlässigt. Es ist unerlässlich, dass LafargeHolcim ein größeres Verantwortungsbewusstsein bei der Ausarbeitung von Präventionsmaßnahmen an den Tag legt.
Das mangelnde Engagement seitens LafargeHolcim zielt bewusst darauf ab, Aktivitäten zur Bildung einer größeren Sensibilisierung für die Gesundheits- und Sicherheitsbelange seiner Arbeitnehmer zu unterbinden. Es liegt auf der Hand, dass das Unternehmen dem Gewinn und nicht dem Menschen die oberste Priorität einräumt.
Lena Yuliana, eine Mitarbeiterin von LafargeHolcim aus Indonesien, stellvertretende Sektorbeauftragte und Mitglied der Indonesischen Gewerkschaft der Zementarbeiter wandte sich mit folgenden Worten an die Aktionäre.
Sie sagt:
Das Thema Sicherheit schürt unter den Mitarbeitern zunehmend Unsicherheit. Im Falle eines Unfalls gibt die Geschäftsleitung dem Gebietsleiter oder den Arbeitern die Schuld. Geschäftsleitung, Gewerkschaft und Arbeitnehmer müssen ein gemeinsames Sicherheitskonzept entwickeln. Einseitige und allgemein gehaltene Ansätze der Geschäftsleitung reichen nicht aus.
"Der Mehrzahl der in den Betrieben von LafargeHolcim beschäftigten Arbeitnehmer haben sich gewerkschaftlich organisiert.
Anfang Januar 2018 wurden wir darüber informiert, dass die Geschäftsleitung ihre Meinung einseitig geändert hatte und ihre Zusage zur Unterzeichnung des globalen Rahmenabkommens zurückgezogen hat.
Die Gewerkschaften fordern:
- die Einhaltung der Zusage zur Unterzeichnung der Internationalen Rahmenvereinbarung
- erhöhte Schutzmechanismen für die Mitarbeiter und eine vermehrte Kontrolle des Outsourcing
- Prävention von Berufskrankheiten, einschließlich von durch Staubbelastung verursachte Krankheiten
- Einhaltung der Gesundheits- und Sicherheitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und Gewährleistung des gewerkschaftlichen Zugangs zu den Arbeitsplätzen