Am 30. Juli 2019 fand in Chennai, im indischen Bundesstaat Tamil Nadu, die 10. Nationale Frauenkonferenz statt. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren auch mehr als fünfzig weibliche Führungskräfte, die BHI-Mitgliedsorganisationen des Landes vertraten. Im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz stand der sogenannte POSH Act von 2013, das Gesetz zum Schutz von Frauen vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, das derartige Vorkommnisse verhindern, untersagen und abstellen soll.
Zu Beginn der Konferenz verlas Kulwant Kaur, die Vorsitzende des Nationalen Frauenkomitees (NWC) der BHI, die entsprechende Richtlinie des Verbandes. Hervorgehoben wurde auch das neue IAO-Übereinkommen (190) über die Abstellung von Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz.
Rechtsexperten des Madras High Court sowie des Supreme Court of India tauschten sich über diverse gesetzliche Bestimmungen sowie deren rechtliche Perspektiven im Hinblick auf den POSH Act aus. Dabei wurden vor allem auch die problematischen Aspekte dieses Gesetzes eingehend diskutiert – so etwa die Frage, inwieweit es auch Arbeitskräfte im nicht organisierten Sektor erreichen könne, oder welche Rechtsbehelfe Frauen, die am Arbeitsplatz mit Belästigung konfrontiert sind, denn überhaupt zur Verfügung stünden. In diesem Zusammenhang erfuhren die weiblichen Führungskräfte nicht nur Wissenswertes zu dem Gesetz selbst, sondern auch über verschiedene Bestimmungen des indischen Strafgesetzbuches (IPC), die zusätzlich genutzt werden können. Deutlich wurde auch, welch verschiedene Formen sexuelle Belästigung von Frauen annehmen kann – am Arbeitsplatz, in der Gewerkschaft und im allgemeinen Lebensumfeld.
Des Weiteren überprüfte, finalisierte und billigte das NWC auch eine Erklärung an den Premierminister Indiens, die fordert, 30 Prozent der Plätze im Rahmen der Skill India Mission für Frauen zu reservieren. Darüber hinaus informierte Apolinar Tolentino, Regionalvertreter der BHI-Region Asien/Pazifik, die Ausschussmitglieder über Vorschläge zu globalen und regionalen Strukturänderungen der BHI, die auch Ländergruppierungen sowie Organisationsstrukturen in den Bereichen der Jugend- und Frauenarbeit beträfen. Diese vorgeschlagenen Änderungen, die im Rahmen der kommenden Regionalkonferenz in Perth im November 2019 weiter behandelt werden sollen, fanden die einstimmige Unterstützung des NWC.
Kulwant Kaur, die Vorsitzende des NWC, begrüßte die Bemühungen der BHI zur Förderung von Frauen und Jugendlichen und forderte die weiblichen Führungskräfte auf, „Nulltoleranz“ gegenüber sexueller Belästigung am Arbeitsplatz zu gewährleisten. In ihren Schlussworten erklärte sie: „Dies war ein wichtiges Jahr für Frauen. Zum 100. Jahrestag der IAO haben wir die Annahme der IAO-Konvention 190 erlebt, die Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt ein Ende setzen will.
Das NWC hat die globale Kampagne der BHI zur Einführung dieser Konvention aktiv unterstützt. Jetzt werden wir ihr Ziel zusammen mit unseren Gewerkschaften weiterverfolgen und die indische Regierung auffordern, die ILO-Konvention 190 zu ratifizieren und umzusetzen.“ Nach Abschluss der Konferenz kam der Kern des NWC noch einmal zusammen, um hinsichtlich verschiedener Entwicklungen rund um die Arbeit der indischen BHI-Mitgliedsorganisationen zu geschlechtsspezifischen Fragen eine Bestandsaufnahme vorzunehmen.