Behördliche Ermittler gaben am 4. Juli 2019 einen Disziplinarbericht heraus, in dem sie den Vorsitzenden der türkischen Land- und Forstarbeitergewerkschaft TARIM ORMAN-IS, Sukru Durmus, beschuldigten, vertrauliche Informationen zu den Aufenthaltsorten türkischer Parlamentsmitglieder veröffentlicht zu haben. Der Bericht führt an, dass diese Enthüllungen der Presse zugespielt und dadurch das Leben der Abgeordneten, die nun von sogenannten Terroristen als Zielscheibe benutzt werden könnten, in Gefahr gebracht wurde.
Die Aufenthaltsorte der Abgeordneten wurden erst bekanntgegeben, als Sukru Durmus gegen die Direktion der türkischen Land- und Forstarbeitergewerkschaft protestierte, ihnen bei der Unterbringung in ihrem Gästehaus Priorität vor den eigenen Arbeitern gab.
Am 27. Mai 2019 gab Sukru Durmus eine Presseerklärung heraus, dass die Generaldirektion der Land- und Forstarbeitergewerkschaft sich weigerte, ein Zimmer für einen Forstarbeiter bereitzustellen, der Ankara wegen einer Krebsbehandlung besuchte, da das Gästehaus bereits von den Abgeordneten ausgebucht war. Diese Aussage wurde von den Medien erfasst und löste eine Protestwelle gegen die Direktion aus. Daraufhin leitete die Direktion ein Disziplinarverfahren gegen Durmus ein und beauftragte zwei behördliche Ermittler, einen Disziplinarbericht vorzubereiten, da Durmus im öffentlichen Dienst steht.
Laut diesem Bericht „diskreditierte Sukru Durmus mit seiner Erklärung und seinen Drohungen die Direktion der Land- und Forstarbeitergewerkschaft, während er die demokratisch gewählten türkischen Parlamentsmitglieder darin verwickelte, beschimpfte und bedrohte, sowie auch vertrauliche Informationen mit Hinsicht auf ihre Unterbringung in dem Gästehaus freigab, die zu gezielten terroristischen Anschlägen auf Abgeordnete führen könnten.“ Hinzu beantragt der Bericht die Implementierung schwerer Sanktionen, einschließlich einer Reduktion von 25% Prozent seines Monatsgehalts.
Dies ist bereits das zweite Mal, dass die Generaldirektion versucht hat, den Gewerkschaftsvorsitzenden zu bestrafen. Vor zwei Jahren, aufgrund einer anderen Presseerklärung seinerseits, erhielt er die gleiche Strafe. Allerdings focht Durmus die Entscheidung an, indem er einen Rechtsbehelf einlegte. Das Gericht entschied vor kurzem, dass Maßnahmen von Durmus, als gewählter Mandatsträger der Gewerkschaft, nicht mit Sanktionen bestraft werden können, die offiziell für die Disziplinierung von Regierungsbeamten vorgesehen sind.
Durmus wird mit seiner Aufforderung, die Entscheidung bezüglich der Sanktionen außer Kraft zu setzen, erneut vor Gericht erscheinen. Am 5. Juli 2019 sprach Durmus vor der Generaldirektion der Land- und Forstarbeitergewerkschaft in Ankara in aller Öffentlichkeit, um sich gegen diese ungerechten Anschuldigungen zu verteidigen. „Sie wollen nur unsere Gerechtigkeit fordernde Stimmen verstummen lassen. Wir sind Land- und Forstarbeiter, die in jeder Hinsicht angegriffen werden. Ich rufe alle Arbeiter auf, für unsere Rechte einzustehen. Genug ist genug!“.
Seine Erklärung wurde wiederum von den nationalen Fernsehkanälen und in die Zeitungen und Online-Medien gestellt. Durmus reichte eine Beschwerde wegen dieser Anschuldigungen gegen die Ermittler und die Generaldirektion der Forstarbeitergewerkschaft ein.
Die BHI erklärte sich mit Sukru Durmus solidarisch. „Ich möchte unseren Aufruf an die Generaldirektion der Land- und Forstarbeitergewerkschaft wiederholen, sofort alle Formen der Unterdrückung des Vorsitzenden Durmus einzustellen. Auf der diesjährigen Internationalen Arbeitskonferenz wurde verkündet, dass die Türkei mit Bezug auf die Einhaltung von Standards durch das IAO-Komitee strengsten Prüfungen unterzogen wird.