19 Juni 2019:Während der Sitzung des Ausschusses für die Anwendung von Normen (CAS), die im Rahmen der Internationalen Arbeitskonferenz der IAO in Genf stattfand, beschrieb Ambet Yuson, Generalsekretär Bau- und Holzarbeiter Internationale (BHI), die verzweifelte Situation der Gewerkschafter auf den Philippinen.
Yuson sprach von einem Muster bei Angriffen auf Gewerkschafter sowie systematischen Verletzungen von Gewerkschafts- und anderen Arbeitnehmerrechten durch eine Kombination von Arbeitgeber- und Regierungsmaßnahmen, die gegen internationale Beschäftigungsstandards und nationales Recht verstießen. Solche Verstöße bleiben im Dunkeln, da Gewalttäter selten, wenn überhaupt, vor Gericht gestellt werden. Für diejenigen jedoch, die Ziele und potenzielle Ziele solcher Übergriffe sind, bedeutet Straflosigkeit der Angreifer nur noch größere Gefährdung und Angst.
Er erklärte: „Es ist entmutigend, dass wir bei dieser Gelegenheit, der Hundertjahrfeier der Internationalen Arbeitsorganisation, noch immer über Morde und nicht gerichtlich angeordnete Hinrichtungen von Gewerkschaftern sprechen – ja sprechen müssen.”
Yuson berichtete von 43 Gewerkschaftern und Gewerkschaftsrechtlern, die unter der Regierung Duterte allein während der vergangenen zwei Jahre ermordet wurden.
Dies ist ein Krieg gegen Arbeiternehmer“, erklärte er. Das sind Bauarbeiter, Transportarbeiter, Verkäufer, Landwirte, Informatiker und Werkvertragsarbeiter, die versuchen, ihren Lebensunterhalt und ein besseres Leben für sich und ihre Familien zu sichern. Genug ist genug.”
Yuson stellte diese Angriffe in den Kontext einer explosionsartigen Zunahme solcher Morde an einfachen Bürgern. Er zitierte die Zahlen der UN-Menschenrechtskommission, denen zufolge bislang mindestens 27.000 Menschen eben jener willkürlichen Gewalt zum Opfer gefallen sind, die die Regierung als Teil ihrer Drogenbekämpfungspolitik für gerechtfertigt hält.
Das jüngste Opfer, Dennis Sequeña von Partido Manggagawa (Die Arbeitspartei), wurde laut Yuson ermordet, als er gerade ein Gewerkschaftsseminar für Arbeiter in einer Exportzone abhielt. Getötet haben sie einen Arbeiterführer, doch seine Familie hat auch einen Ehemann und Vater verloren.
In seinem Handlungsaufruf stellte Yuson das Bild geordneter Diskussionen in einem sicheren, komfortablen Besprechungsraum in Genf dem des erschreckend brutalen Umfelds für Gewerkschafter auf den Philippinen gegenüber: „Wir müssen diese Morde stoppen. Wir – als Arbeitnehmer, als Gewerkschafter, als Menschen – haben die moralische Verantwortung, die Phrasendrescherei zu beenden! Wir haben die Verantwortung, der unsinnigen Debatte darüber, ob diese Arbeitnehmer eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen, ein Ende zu setzen und endlich aufzuräumen mit dem lächerlichen Gedanken, es handele sich hier um Zufallsopfer. Diese Morde sollen Arbeitnehmer und Gewerkschaften daran hindern, ihre tägliche Arbeit zu tun – sprich, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen, angemessene Löhne zu fordern und für Würde zu kämpfen. Nicht ‚zufällig‘, nein – in Ausübung ihrer täglichen Arbeit werden sie umgebracht.