BHI startet wissenschaftliche Studie zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitnehmer im Baugewerbe

19 June 2019 07:34


Anlässlich des BHI-Forums zum Thema „Die Zukunft der Arbeit“, das am 17. Juni 2019 bei der IAO in Genf stattfand, hat die BHI im Zusammenhang mit der Hundertjahrfeier der Internationalen Arbeitskonferenz eine wissenschaftliche Studie über „Die nationalen und internationalen Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitnehmer im Baugewerbe“ lanciert. In Zusammenarbeit mit der GBH Österreich sowie einer Reihe von eigener Mitglieds- und Partnerorganisationen hat die BHI ein Team von Forschern des Instituts für interdisziplinäres Bauprozessmanagement der Technischen Universität Wien mit der Durchführung einer Studie beauftragt.

Untersucht werden die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Arbeitsmilieu von Baustellen, die Rolle von Arbeitern, Polieren und Vorgesetzten, Herausforderungen und Chancen für eben diese Rollen sowie die Chancen, die sich für den Transformationsprozess ergeben.

BHI-Generalsekretär Ambet Yuson erklärte: „Die Studie sollte als Gelegenheit betrachtet werden, auf nationaler wie auch internationaler Ebene den Dialog zu suchen, um so den notwendigen Wandel einzuleiten. Dies erfordert sowohl politischen Willen als auch einen politischen Rahmen. Um beides zu gewährleisten, müssen Arbeitnehmervertreter Strategien entwickeln, die das Positive betonen.

Unter Leitung der BHI, genauer, ihrer technischen Ad-Hoc-Arbeitsgruppe zur Zukunft der Arbeit, und unterstützt durch Beiträge von BHI-Mitgliedsorganisationen aus mehr als zehn Ländern, werden Analysen erstellt zu Fragen rund um die Themen technologische Entwicklungen, Veränderungen der Berufsbilder, Arbeitszeiten, Löhne, Steuersysteme, Gesundheit und Umwelt, um auf dieser Basis Handlungsfelder und Empfehlungen zu ermitteln.

Digitale Technologien sind keine rein unterstützenden Werkzeuge mehr – sie werden in alle Unternehmensbereiche Einzug halten. Die Studie erklärt die Bedeutung von Gebäudeinformationsmodellierung (BIM), Digitalisierung von Vergabe und Beschaffung, „Big Data“-Analyse und den „gemeinsamen virtuellen Arbeitsraum“ – neue Tätigkeitsfelder, die auch auf Baustellen den Einsatz neuer Technologien erfordern, so etwa Mauerroboter, 3D-Druck, intelligente Textilien mit eingebauten Sensoren, die ihre Eigenschaften an die Umgebung anpassen (E-Handschuhe usw.), Schutzhelme mit integrierter Augmented-Reality(AR)-Hardware, verbunden mit AR-Brillen, Roboterarme bis hin zu humanoiden Robotern. Und das alles ohne technische Zeichnungen vor Ort – allein mit „Echtzeitinformationen“ im „gemeinsamen digitalen Arbeitsraum.

Der Bericht hebt die Bedeutung von Datenschutz und Persönlichkeitsrechten hervor, da die Erfassung personenbezogener Daten über verschiedenste Gerätesensoren möglich ist, ebenso wie die Auswertung und Verarbeitung digitaler Tracking-Daten für die Personalabteilung. Arbeitnehmer müssen daher in der Lage sein zu entscheiden, was mit ihren Daten geschieht, um künftigen Missbrauch zu vermeiden. Was den Umgang mit Daten angeht, so werden sich die Anforderungen im Beschaffungswesen ändern, und im Rahmen der Auftragsvergabe gilt es, Fairness zu gewährleisten.

Während das Baugewerbe zu den Branchen gehört, die das geringste Digitalisierungsniveau aufweisen, erlangt das digitalisierte Bauwesen doch zunehmend an Bedeutung, und mit voranschreitender Einführung innovativer Technologien stellt der Arbeitsmarkt auch immer neue Kompetenzanforderungen.

In Zukunft, so die Erwartung, werden die Beschäftigten mobiler sein und auch der Anteil an Frauen wird steigen – nicht nur in der Bauwirtschaft, sondern ebenso auf den Baustellen vor Ort. Bauarbeiter werden vielleicht länger arbeiten, doch höchstwahrscheinlich anders. Dennoch: Der Fachkräftemangel wird zunehmen.

Zu den Zielen des BHI-Forums zur Zukunft der Arbeit gehört die Diskussion darüber, wie sich die Gewerkschaften am besten rüsten und eine Agenda gewährleisten können, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Eine Agenda, die – wie im Bericht des globalen IAO-Ausschusses zur Zukunft der Arbeit festgeschrieben – Arbeitnehmer und ihre Gewerkschaften aktiv in den Wandel einbezieht.

Für die BHI und ihre Mitgliedsorganisationen wird es zunehmend wichtiger, sicherzustellen, dass ein gerechter Übergang im Zuge der Digitalisierung Teil der Regierungspolitik ist, der Schutz der Arbeitnehmerrechte, Gesundheit und Sicherheit gewährleistet bleiben und Arbeitnehmern Zugang zu lebenslangem Lernen und Qualifizierungsmaßnahmen ermöglicht wird.