Gewerkschaftsführer aus der BHI-Ländergruppe 9, der die südosteuropäischen Länder Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, Serbien und Slowenien angehören, kamen am 21. September in der serbischen Hauptstadt Belgrad zusammen. Vor dem Hintergrund der Fragestellung, wie die Arbeitnehmer mehr Einfluss zur Verteidigung ihrer Rechte erlangen können, fanden Diskussionen über ihre aktuelle Situation sowie über die Arbeitnehmerrechte im Allgemeinen statt.
Insgesamt herrschte unter den Vertretern der BHI-Mitgliedsorganisationen die Auffassung vor, dass die existierenden sozioökonomischen Modelle sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Gewerkschaften nicht zufriedenstellend seien. So stützen sie sich zum einen nicht auf das Prinzip des zwei- bzw. dreigliedrigen Dialogs. Zum anderen mangele es auf den Arbeitsmärkten in den einzelnen Ländern an effizienten Strukturen und Vorschriften. Offensichtliche Fälle von Einmischungen in die Organisation und die Angelegenheiten von Gewerkschaften, insbesondere im Forstsektor, verdeutlichen, dass aktuell eine weitere Verschlechterung der sozialen Partnerschaften zu beobachten ist.
In den osteuropäischen Ländern setzen sich neoliberale Strukturen immer mehr durch. Dadurch geraten eine zunehmende Anzahl an Arbeitnehmern sowie große Teile der Gesellschaft insgesamt immer weiter in die Armutsfalle und werden so in eine unsichere Zukunft abgedrängt. Tarifvereinbarungen verlieren immer mehr an Bedeutung – insbesondere auf nationaler Ebene, in den einzelnen Branchen sowie im Privatsektor. Im Allgemeinen wird inzwischen bereits fast ausschließlich der gesetzliche Mindestlohn gezahlt, obwohl sich die Gewinne der Unternehmen kontinuierlich erhöhen. In den BHI-Sektoren und dabei insbesondere im Bausektor nehmen die prekären Beschäftigungsformen immer weiter zu, wodurch grundlegende Menschen-, Arbeits- und Gewerkschaftsrechte untergraben werden. Die Armut unter den Arbeitnehmern steigt immer weiter. Zudem vergrößert sich die Kluft zwischen den verschiedenen Teilen der Gesellschaft zunehmend. Die Abläufe in staatliche Institutionen, insbesondere in Gerichten und bei Arbeitsinspektionsbehörden sind nicht zufriedenstellend, da diese Einrichtungen nicht dafür sorgen, dass die arbeitsrechtlichen Vorschriften sowie die Tarifvereinbarungen entsprechend umgesetzt werden.
In den vergangenen Jahren waren in den Ländern der Region Migrationsströme in Richtung der westeuropäischen Länder zu beobachten, da sich die südosteuropäischen Arbeitnehmer auf die Suche nach besseren Arbeitsbedingungen und höheren Löhnen machten. Dies hat zur Folge, dass die Arbeitgeber in den BHI-Sektoren in Südosteuropa nicht auf mehr auf ausreichend qualifizierte Arbeitnehmer zurückgreifen können. Somit ist es unerlässlich, dass die Löhne erhöht und die Arbeitsbedingungen sowie die Voraussetzungen für den sozialen Dialog verbessert werden. Nur auf diese Art und Weise können die negativen Entwicklungen abgefedert werden, mit denen die Arbeitnehmer aber auch die Arbeitgeber in Südosteuropa konfrontiert.
Im Rahmen des Treffens der Vertreter der BHI-Mitgliedsorganisationen in Belgrad wurde auch der Entwurf des BHI-Strategieplans 2018 – 2021 erörtert. „Die südosteuropäischen BHI-Mitgliedsorganisationen unterstützen insbesondere den Punkt 3 des Strategieplans „Junge Arbeitnehmer in Gewerkschaften“. Es ist von großer Bedeutung, dass unsere jungen Arbeitnehmer und Gewerkschaftsvertreter vollumfänglich in die Gewerkschaftsstrukturen und in ihre Aktivitäten integriert werden. Deshalb möchten wir den Vorschlag unterstützen, dass sie in der nahen Zukunft in den BHI-Entscheidungsgremien vertreten sind“, so Jasenka Vuksic, Präsidentin der kroatischen Bauarbeitergewerkschaft SGH und Mitglied des BHI-Weltrates.
Darüber hinaus sagten die Teilnehmer der Veranstaltung der von der mazedonischen BHI-Mitgliedsorganisation SGIP beantragten Entschließung 21 „Einheit und Solidarität in der Region Paneuropa“ erneut ihre Unterstützung zu. So soll die beste Lösung für die Zusammenarbeit und das Zusammenwirken von BHI und der Europäischen Föderation der Bau- und Holzarbeiter (EFBH) gefunden werden, damit die Interessen der Gewerkschaften in Südosteuropa bestmöglich vertreten werden. Die Ländergruppe einigte sich auch auf die Nominierungen für die BHI-Gremien auf globaler Ebene und betonte erneut, sich weiterhin für Zusammenarbeit und Solidarität in einer für die Arbeitnehmer und ihre Familien sehr anspruchsvollen Zeit einzusetzen.